Plädoyer für ein III. Vatikanisches Konzil

Werbung
Werbung
Werbung

Reformforderungen wie jene der Pfarrer-Initiative können nicht ortskirchlich, sondern nur auf einer weltkirchlichen Ebene beantwortet werden.

Ein im Grunde doch außergewöhnliches Ereignis hat in den letzten Monaten weite Kreise der Kirche Österreichs in zum Teil heftige Auseinandersetzungen versetzt - nämlich der "Aufruf zu Reformen“ einer Gruppe von Priestern. Dieser Aufruf wandte sich insbesondere an die österreichischen Bischöfe. Dabei stellt sich die Frage, ob die österreichischen Bischöfe die richtigen Adressaten dieses Aufrufes sind. Sind sie das wirklich? Doch nur auf einen zweiten Blick. Die meisten, wenn nicht alle Forderungen dieser Gruppe von Priestern können nur von einem Konzil beantwortet werden. Deshalb ist der eigentliche Adressat dieser Forderungen das weltweite Bischofskollegium. Und damit ist es auch an den österreichischen Bischöfen, den kommenden Papst zu bitten, ein III. Vatikanisches Konzil einzuberufen.

Nur Konzil kann Antworten finden

Eine der Fragen, die im Mittelpunkt dieses Aufrufes steht, ist die Frage der Stellung der Frau in der Kirche - so auch die Frage der Zulassung von Frauen zum Priesteramt. In der Instruktion der Glaubenskongregation über die Berufung des Theologen vom 24. Mai 1990 heißt es: Entstehen Spannungen zwischen dem Theologen und dem Lehramt "nicht aus einer Haltung der Feindschaft und des Widerspruchs, können sie als ein dynamisches Element und als Anregung gelten, die Lehramt und Theologen zur Wahrnehmung ihrer jeweiligen Aufgabe im gegenseitigen Dialog bestimmen“. In diesem Geist ist meines Erachtens die Frage der Priesterweihe von Frauen zu sehen. Es versteht sich, dass diese in der Kirche so virulente Frage auch nur von einem Konzil beantwortet werden kann.

Eine der Fragen, die immer wieder von einem nicht unerheblichen Teil katholischer Christen in den Mittelpunkt gerückt wird, ist die Frage, die um die nach wie vor existierenden feudal-hierarchischen Strukturen der Kirche kreist.

Ich denke, wir müssen in unserer Kirche zur Einfachheit des Zimmermanns aus Nazareth zurückkehren. Zum Beispiel sollten die Titel "Eminenz“ und "Exzellenz“ aus dem Vokabular unserer Kirche gestrichen werden. Und vor allem müsste die so bedeutende Lehre des II. Vatikanischen Konzils über das "gemeinsame Priestertum“ viel ernster genommen werden.

Symbiose von Orts- und Weltkirche

Eine der offenen Fragen, die ins Zentrum einer Reform gestellt werden müsste, ist die Frage nach der Art und Weise der Bestellung der Bischöfe. Sie wird gegenwärtig in verschiedener Weise vorgenommen - so zum Beispiel in Basel und in gewisser Hinsicht auch in der Erzdiözese Salzburg. Zu wünschen wäre meines Erachtens, dass in Zukunft die Bestellung der Bischöfe in einer Art Symbiose zwischen der Ortskirche und der universellen Kirche erfolgte.

Es besteht kein Zweifel. Der Aufruf dieser "Gruppe von Priestern“ entsprang der pastoralen Not der Kirche in Österreich. Diese Not beschränkt sich nicht auf die Kirche Österreichs allein. Deshalb ist es einsichtig, dass im Grund nur ein Konzil sich dieser Not stellen kann. Das Ereignis des II. Vatikanischen Konzils macht uns Mut - der Kirche nicht nur treu zu bleiben, sondern sie auch zu stärken, und zwar aus der Mitte der Botschaft Jesu heraus - der Bergpredigt.

* Der Autor ist Jesuit und war Professor für Christl. Gesellschaftslehre an der Uni Innsbruck

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung