Illustration_S2 - © Illustration: Rainer Messerklinger

Wissen und Wirklichkeit

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Die Sehnsucht nach widerspruchsfreien Informationen ist groß. Doch Wissenschaft liefert immer nur eine perspektivische Auslegung der Welt – und nicht zwangsläufig mehr Eindeutigkeit. Eine soziologische Analyse.

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Die Sehnsucht nach widerspruchsfreien Informationen ist groß. Doch Wissenschaft liefert immer nur eine perspektivische Auslegung der Welt – und nicht zwangsläufig mehr Eindeutigkeit. Eine soziologische Analyse.

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In einer modernen Gesellschaft gilt wissenschaftliches Wissen als eine der zentralen Ressourcen. So wird gemeinhin erwartet, dass wissenschaftliche Forschung wahres, widerspruchsfreies und objektives Wissen generiert und Lösungen für gesellschaftliche Probleme liefert. Permanente Veränderungen, Zeiten gesellschaftlicher Krisen oder widersprüchliche Erfahrungen geben wiederum Anlass, wissenschaftliches Wissen kritisch zu hinterfragen.

Kann also Wissenschaft die Welt erklären? Diese Frage erfordert einen differenzierten Blick auf innergesellschaftliche Formen der Wissensproduktion. Waren es in einfach strukturierten Gesellschaften Mythen, Religion, Traditionen oder Ritualisierungen, die Erklärungen und Lösungen für Problemlagen lieferten, so versorgt das Wissenschaftssystem mit seiner je spezifischen Form der Beobachtung die Gesellschaft mit Erkenntnissen, die sich gemeinhin einer alltagsweltlichen Beobachtung entziehen. So werden wissenschaftliche Wahrheiten durch Forschung generiert, beispielsweise im Labor mittels Experiment, bei Computertechnologien durch Datenverarbeitung oder in der natürlichen Umwelt etwa mittels repräsentativer Befragung.

Vielfalt versus Vertrauensverlust

Zudem entwerfen Ethnologie, Soziologie, Chemie, Physik oder Biogenetik als Teilsysteme des Wissenschaftssystems – und basierend auf je eigenen Methoden, Theorien und Technologien – eine beobacht- bare Welt. Diese wiederum ist ein Bereich für neue Kombinationsmöglichkeiten und liefert damit mannigfaltige Lösungen für gesellschaftliche Probleme.

So geht es hier nicht um die ontologische Frage, was die Welt eigentlich sei. (Der Begriff Ontologie stammt aus dem Altgriechischen und bedeutet „Lehre vom Seienden“. Als philosophische Disziplin beschäftigt sich die Ontologie etwa mit der Frage, wer der Mensch ist, ob die Welt einen Anfang hat oder ob es einen Gott gibt; Anmerkung der Redaktion.)

Stattdessen geht es um epistemologische Fragestellungen, also wie sich die Welt einer wissenschaftlichen Beobachtung erschließt. Wissenschaft produziert demzufolge keine Eindeutigkeit, sondern ermöglicht je unterschiedliche und hoch spezialisierte Perspektiven auf die Welt. Wissenschaft ist also eine perspektivische Weltauslegung.

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