Die Tage der ORF-Retter

Werbung
Werbung
Werbung

Am 22. Juni schlossen sich vier Plattformen zur Rettung des ORF zur „Initiative pro ORF“ zusammen. Auch die Medienforschung leistet Schützenhilfe.

Die Unübersichtlichkeit ist groß: Zeitungen — darunter auch die FURCHE – und Einzelpersonen riefen vor einigen Wochen die Aktion „Rettet den ORF“ ins Leben, um die Diskussion um die öffentlich-rechtliche Anstalt abseits parteipolitischen Kalküls zu unterstützen ( www.rettetdenorf.com). Daneben bildete sich auch eine „Plattform Zivilgesellschaft für einen unabhängigen öffentlich-rechtlichen Rundfunk“, der unter anderem Attac, Greenpeace oder „Reporter ohne Grenzen“ angehören ( www.orfgehoertallen.at). Auch die österreichische Filmwirtschaft trat zur ORF-Rettung an, gleichfalls eine Petition fürs RSO-Wien ( www.onlinepetition.at). Diese vier „Sammelbecken“ schlossen sich nun unter einem gemeinsamen Dach zusammen, das unter dem Label „Initiative pro ORF“ firmiert ( www.pro-orf.at).

Bei einer Pressekonferenz in Wien forderten Vertreter des neuen ORF-Retter-„Dachs“ einen politisch unabhängigen und wirtschaftlich starken ORF. Der emeritierte Publizistik-Professor Wolfgang Langenbucher von „Rettet den ORF“ kritisierte dort den „handstreichartigen Versuch des Bundeskanzlers, das ORF-Gesetz zu ändern“ und den ORF-Generaldirektor auszutauschen, und bezeichnete dessen Scheitern als „politischen Dilettantismus der Sonderklasse“.

Gemeinsam ist den vier Initiativen die Forderung nach hoher öffentlich-rechtlicher Programmqualität, die durch eine tiefgreifende Strukturreform des ORF erreicht werden soll. Dazu sei nötig, dass der ORF 100 Prozent der Gebühren und auch die Gebührenbefreiungen refundiert erhalte. Weiters sprachen sich die Proponenten von „pro ORF“ für die Fortführung des Film- und Fernsehabkommens sowie den Erhalt des Radio-Symphonieorchesters Wien aus. Am 16. September soll dass alles auch in einer parlamentarischen Enquete diskutiert werden.

Public-Value-Forschung

Einen Tag nach diesen Initiativen meldeten sich auch Medienforscher von der Fachhochschule Wien, die den mit 580.000 Euro höchstdotierten Medienforschungsauftrag in Österreich an Land gezogen hatten, zu Wort: Fünf Forscherinnen arbeiten in den nächsten vier Jahren über den Public Value des ORF und wollen dessen öffentlichen Auftrag in konkrete, verbindliche Leitlinien und Kriterien umsetzen. Reinhard Christl, Leiter des Journalismus-Instituts der FH Wien, sowie Kommunikationswissenschafter und FURCHE-Kolumnist Matthias Karmasin, präsentierten erste Ergebnisse einer internationalen Vergleichsanalyse für die ORF-Debatte, bei der unter anderem die BBC, die deutschen Rundfunkanstalten sowie die Schweiz untersucht wurden. Die Ergebnisse sollen im Herbst publiziert werden.

Christl formulierte Schlussfolgerungen für die aktuelle ORF-Debatte, die sich als komplementär zu den Forderungen von „pro ORF“ erwiesen. So verlangte Christl die Anpassung des Bonifikationssystems fürs ORF-Management an die Erfüllung des öffentlichen Auftrags statt wie bisher an die Quote. Weiters forderte er höhere Qualifikationsanforderungen an den Stiftungsrat. Auch Christl verlangte, dass die Rundfunkgebühren zur Gänze dem Rundfunk gehören müssten und nicht etwa Landes- oder Bundesabgaben enthalten dürften. Und schließlich will der FH-Forschungsleiter die ORF-Gebühren an die Inflationsrate koppeln. (ofri)

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung