La rondine mit Matilda Sterby Magda de Civry und Leonardo Capalbo Ruggero Lastouc.png - © Barbara Pálffy / Volksoper Wien

„La rondine“ an der Volksoper: Am Ende verfliegt sich diese „Schwalbe“

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Die Inszenierung von Puccinis Werk lässt zu Wünschen übrig.

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Die Inszenierung von Puccinis Werk lässt zu Wünschen übrig.

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Wäre der Erste Weltkrieg nicht dazwischengekommen, wäre es in Wien zur Uraufführung einer Puccini-Oper gekommen. So ging die vom Wiener Carltheater in Auftrag gegebene Lyrische Komödie in drei Akten mit Namen „La rondine“ im März 1917 in Monte Carlo zum ersten Mal über die Bühne. Dreieinhalb Jahre danach folgte die österreichische Erstaufführung an der Wiener Volksoper. Dort steht dieser Puccini seit wenigen Tagen wieder auf dem Programm. In einer Inszenierung der Prinzipalin Lotte de Beer und mit dem Puccini-Spezialisten Alexander Joel am Pult des spielfreudigen Orchesters.

Mehrere Finalfassungen liegen für diese Mixtur aus Oper und Operette vor. Glücklich war man mit keiner. Deshalb hat man im Haus am Währinger Gürtel ausgehend vom Original eine weitere erarbeitet. Sie inspirierte die Regie – in den zwischendurch auch „Fledermaus“-Atmosphäre suggerierenden Fin-de-Siècle-Dekorationen von Christof Hetzer und in den dazu passenden Kostümen Jorine van Beeks – an das Ende anderer herausragender weibliche Puccini-Figuren zu erinnern, wie die Mimi, die Butterfly oder Tosca. So wirklich zündete dieser Einfall nicht, wie sich am mit einigen Buh-Rufen gemischten Schlussapplaus zeigte. Vor allem, weil er sich mehr wie eine Notlösung ausnahm als eine tragfähige Final-Pointe.

Origineller erwies sich die Idee, den Text auf einer Leinwand im Hintergrund ablaufen zu lassen, dem man auch Regie-Anmerkungen entnehmen konnte; ergänzend zu den auf englisch wie deutsch präsentierten Übertiteln. Schließlich, wer kennt schon das Libretto dieser nur selten aufgeführten „Schwalbe“? Bekannt ist dagegen das Sujet, ein geradezu unverschämtes Plagiat von Verdis „La traviata“. Mit dem Unterschied, dass bei Puccini die Kurtisane, Magda, nicht an Tuberkulose stirbt, sondern ihren Liebhaber Ruggero verlässt. Mit ihrer Vergangenheit sieht sie sich außerstande, ihn zu ehelichen. Umgekehrt wär’s wohl anders, aber die Frauen kommen in dieser Oper allesamt schlecht weg. Ein Schelm, wer dieses Bild nicht mit der Einstellung des lebenslangen Womanizers Puccini in Verbindung bringt.

Matilda Sterby gab der Rolle der Magda, von einigen Schärfen zu Beginn abgesehen, in dieser auf viel Tempo wie elegante Walzer-Seligkeit setzenden Produktion die entsprechende vokale Kontur. Überstrahlt von der mit besonderer Quirligkeit auffallenden Rebecca Nelson als bagschierliches Dienstmädchen Lisette. Ihre Liebespartner konnten auf diesem Niveau nicht mithalten: Ruggero fehlte es ebenso an tenoralem Glanz wie Lisettes Lover, dem von Timothy Fallon gemimten Dichter Prunier, der meist mit Schreibmaschine bewaffnet auftritt. Insgesamt stimmig besetzt präsentierten sich die übrigen Comprimarii, gut einstudiert der Chor. Aber selbst mit einer avancierteren Inszenierung und glanzvolleren Stimmen wird Puccinis Opern-Operetten-Melange wohl nie über ein Schattendasein hinauskommen.

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