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Es ist ein Eigenartiges um Rainalters

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Äuntffi,, Br fst kln Dfdlvet In der crisprfoig-lidien Bedeutung des Wortes — dazu sind seine Handlungen zu dünn. Aber er versucht, diesen Mangel an Dichtbarem durch eine Überfülle des äußeien Geschehens zu ersetzen und- beweist, indem er dieses lediglich als Rahmen benützt, ein sympathisch anmutendes Wissen um die Grenzen, die ihm gesetzt sind.

Im vorliegenden Roman allerdings ist ihm der große Wurf des „Mirabell“ nicht gelungen. Der Rahmen, der um „Das Mädchen Veronika“ gespannt äst, vermag nicht die Dürftigkeit und Ungeschlossenheit des Bildes zu verdecken. Wohl gibt das von den Türken belagerte Wien Rainalter mannigfach Gelegenheit zur Entfaltung seiner historischen Kenntnisse, wohl sind einzelne Szenen mit jener Meisterschaft geschrieben, die nur aus dem eigenen Erlebnis die Fähigkeit zum Nacherleben schöpft — all das wird jedoch niemals genügen, Veronika Zörngibel, die nach Wien geflüchtete Perchtoldsdorferin, zur „Roman“-figur zu machen. Was sie erlebt und erleidet ist erfunden und nicht erdichtet — so gekonnt es auch immer ist.

„Kunst“, hieß es in einem Vortrag in der Secession, „Kunst kommt nicht nur von können, sondern auch von müssen.“ Und so blutvoll und bodenständig die lebenshungrige Veronika auch sein mag — gern u ß t ist dieser Roman nicht.

Peter Weiser

Ein überflüssiges Buch

Major Kwaplitschka. Von Tristan Busch. Danubia-Verlag. 248 Selten

Der Titel des Buches, auf dem Umschlag die Karikatur eines Neandertalers in der Karikatur einer altösterreiciiischen Offiziersuniform, und dazu noch, unter dem Vorwort, der Name eines Wickham Stead — das genügt, um auf den ersten Blick den Eindruck zu erwecken, daß es sich hier nur um ein gehässiges Pamphlet gegen die versunkene Monarchie und ihre Armee handeln kann. Tatsächlich beschränkt sich des Autors Gehässigkeit nicht auf das österreichische Gebiet; sie gilt allen „Kwaplitschkas“ — für Busch ein Gattungsname, unteT denen er die Eigenschaften versteht, die, seiner Meinung nach, allen militärischen und sonstigen „nicht öffentlich kontrollierten“ Geheimdiensten aller Länder anhaften: verbohrter Bürokratismus, Unfähigkeit, Geheimniskrämerei (!) und sogar den Weltfrieden bedrohende Gemeingefährlichkeit. Zur Unterstützung dieser These bringt er Einzelheiten aus angeblich persönlichen Erfahrungen und, im übrigen, allgemein bekannte Fälle aus der Geschichte der Spionage und Gegenspionage, wobei er allerdings da und dort den historischen Tatbestand ins Gegenteil verkehrt. Der Hauptstrom seines Zornes ist gegen die englischen „Kwaplitschkas“ gerichtet, die sich erdreistet hatten, ihn, den „überzeugten Antifaschisten“, im letzten Krieg als feindlichen Ausländer hinter Stachcl-draht zu setzen und sogar der Spionage im Solde Hitlers zu bezichtigen. Gewiß, die Pau-schalinternierungen, die nach dem Zusammenbruch Frankreichs in einer Panikstimmung verfügt wurden, brachten viele Härten mit sich und erforderten schwere Opfer auch vi Menschen, die man unbedenklich hätte in Freiheit lassen können; aber kann man es den Engländern wirklich verübeln, wenn sie in der damaligen Lage die Sicherheit des eigenen Landes für wichtiger hielten als die Bequemlichkeit einiger zehntausend Fremder? Und warum hätten sie gerade den Mann als verläßlich betrachten sollen, der nach seinen eigenen Angaben als k. u. k. Reserveoffizier im ersten Weltkrieg einem der gefährlichsten Verräter an der Donaumonarchie und ihren Völkern bei der Flucht ins Lager des Feindes Schützenhilfe leistete und damit den Eid der Treue brach, den er seinem Vaterland geschworen hatte?

Man kann sich schwer einen Leser vorstellen, dem die Lektüre dieses Buches nicht einen widerlichen Nachgeschmack hinterläßt. Aber daran sind nicht die „Kwaplitschkas“ schuld. Kurt S t r a c h w i t z

Die Welt der Fahrenden. Zirkus Renz. Von A. Mi K o b e r. Verlagsbuchhandlung Franz Perneder, Wien. — Könige der Manege. Von Rudolf Kludsky. Paul-Zsolnay-Verlag, Wien.

Die Darbietung der exotisch-romantischen Illusion, die heute der sprechende, vor allem der Farbfilm, vollzieht, war in den Tagen unserer Großvätei die unbestritlene Domäne des Zirkus. Die gehäuften, oft glanzvollen Effekte, die das Theater seinen Zuschauern schuldig bleiben mußte, gab ihnen die Manege in einer Größenordnung die manchmal an altrömische Circenses hetanreichte Zwei Weltkriege, die ihnen folgenden Hungersnöte, die Zerstückelung Europas haben da zerstötl, was das Heraufkommen einei neuartigen Illusionstechnik noch übrig gelassen hatte Die Zeit der „Fahrenden“ ist vorbei, eine kulturhistorisch durchaus nicht uninteressante Riminis-zenz geworden.

So sehen auch die beiden vorliegenden Büdier in die Vergangenheit, — die Glanzzeit zweier einst sehr bekannter Manegen, des Zirkus Renz der Achtziger jähre und des Zirkus Kludsky aus der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen. Sie machen die guten und die schlechten Seiten dieses schillernden Lebens deutlich, lassen aber auch die Unsumme von persönlicher Hingabe ernster Arbeit und Einfallsreichtum erkennen, durch die eine solche Unternehmung ihren Weltruf erwerben mußte.

Carl v. Peez

Deutsche Heldensagen. Für die Jugend neu bearbeitet. 4 Farbtafeln und 40 Zeichnungen. 292 Seiten, Preis S -32.—. Verlag Carl Ueber-reuter, Wien.

Der stattliche Band, mit dem der um das Jugendbuch verdienstlich bemühte Verlag — sein Schaffen bezeugen schon mehr als 70 Jugendbücher — jetzt die von ihm herausgebrachte Neuausgabe von Schwabs „Die schönsten Sagen des klassischen Altertums“ und „Sagen aus Osterreich“ fortsetzt, umfaßt in würdigem Sprachkleide das wichtigste Traditionsgut mittelalterlicher germanischer Sagenwelt, den Stoff des Gudrun- und Nibelungenliedes, die Sage um Wieland und Schmied und Dietrich von Bern. Besonders zu schätzen ist an dem wohlausgestatteten und bebilderten, dabei sehr billigen Buche, das die Freude jedes gesunden Jungen sein kann, die gemeinverständlich orientierende Einbegleitung durch Professor Castle, eine Durchleuchtung der kulturgeschichtlichen Szenerie, in der die deutsche Heldensage aufwuchs, und deren literarhistorische Analyse. Dem Buch ist damit eine wertvolle Beigabe geworden, die es angenehm von früheren Behandlungen desselben Stoffgebietes unterscheidet. Daß hier die Größe und Schönheit des in setner Sagenwelt umschlossenen überlieferungsgutes mit sachlicher Ernsthaftigkeit deutlich gemacht wird, ist um so mehr am Platze, als ein gewisser Pseudopazifismus selbst die Erinneiung an Heldentum als Greuel des Faschismus abtun möchte. Dr. Friedrich Funder

Geschichte der Volkswirtschaftlehre. Von

Anton Tautscher. Verlag A. Sexl, Wien 1950. 279 Seiten.

Das Buch des bekannten Grazer Univ.-Pro-fessors ist eine Zusammenstellung der volkswirtschaftlichen Lehrgebäude und ihrer Hauptanliegen seit Plato. Der Lernende erhält einen raschen Uberblick und abschnittsweise hinreichende Literaturangaben. Abschließend wird auch eine volkswirtschaftliche Systematik im Kleindruck geboten. Als „Grundriß“ verzichtet das Buch freilich auf Vollständigkeit (siehe Vorwort). Daß gerade Vogelsang, der sozialreformische Lehrmeister urbi et orbi, der Wegbereiter der Sozialenzykliken seit Leo XIII., das Opfer der. Kürzung wurde und seines Namens im Kapitel über die christliche Wirtschaftslehre keine Erwähnung geschah ist wohl bedauerlich. Möge eine gewiß zu erwartende Zweitauflage diese Lücke beheben. Univ.-Prof. Dr. August M. Knoll

Die Untermiete. Rechtsvorschriften, Erläuterungen, Entscheidungen und Beispiele mit einem Sachregister. Von Dr. Friedrich R u t-t a r, Korallen-Verlag, Wien. 112 Seiten.

Eine für den Nichtjuristen verständliche und trotzdem juristisch einwandfreie Darstellung der für die Untermiete wichtigen Vorschriften fehlte bisher. Diese Lücke kat der im Bundesministerium für Justiz titige Verfasser in vorbildlicher Weise geschlossen. Besonders hervorzuheben ist sein Bemühen, den juristisch nicht vorgebildeten Leser immer wieder zu einer gedanklichen Trennung von Rechtsund Beweisfragen zu erziehen. Bei einer Neuauflage könnten noch einige Worte über die Bedeutung des Besitzstörungsvertahrens für de besprochenen Rechtskreis und über die

Präge eingeflochten werden, ob die Zurückziehung von gegen eine ufkünrliqung erhobenen Einwendungen zuHssig ist Die Literatur- und Juriikaturhinweise in den f-ußnoten sind wohl in erster Linie für den Juristen bestimmt. Ihre Ergänzung in verschiedener Richtung (zum Beispiel auf Seite 8 ff. durch eiren Hinweis auf die von Michlmayr. Aus dem Dschungel des Preisrechtes, OJZ. 1949, Seite 536ff., angeschnittenen Probleme) würde den Wert dieser Broschüre noch wesentlich erhöhen. Wenn auch der Fachmann aus der Bandzitierung bei Klang, Kommentar zum ABGB., ersieht, daß es sich um die derzeit in Lieferungen erscheinende zweite Auflage handelt, so wäre doch ein entsprechender Hinweis (ebenso bei den Zitaten aus Svriboda, Kommentar zum Mietengesetz!) und eine einheitliche Zitierung der im Evidenzblatt seit 1946 veröffentlichten Entscheidungen wünschenswert. — Dem empfehlenswerten Heft ist wegen der großen Bedeutimg der besprochenen Rechtsfragen für große Teile der Bevölkerung eine weite Verbreitung sicher.

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