Zadie Smiths "Betrug": Verführungsmacht Lüge
In ihrem neuen Werk „Betrug“ entwickelt die britische Autorin Zadie Smith mit viel Geschick eine Geschichte im Stil des viktorianischen Gesellschaftsromans. Anhand einer stark verästelten Handlung und vieler Dialoge zeigt sie ein Sittenbild einer tief verunsicherten Gesellschaft.
In ihrem neuen Werk „Betrug“ entwickelt die britische Autorin Zadie Smith mit viel Geschick eine Geschichte im Stil des viktorianischen Gesellschaftsromans. Anhand einer stark verästelten Handlung und vieler Dialoge zeigt sie ein Sittenbild einer tief verunsicherten Gesellschaft.
Vor anderthalb Jahrhunderten hielt ganz Großbritannien der Fall eines jungen Adligen in Atem, der lange auf See verschollen war und plötzlich in zweifelhafter Gestalt wieder in London aufzutauchen schien. Nicht wenige, darunter überraschenderweise die Mutter, glaubten dem Ankömmling. Der präsentierte sich befremdlich verändert: Statt eines gebildeten Gentlemans, der in Fremdsprachen parlierte, stand ein grobschlächtiger Metzger vor Gericht, der Cockney sprach und über seine Kindheit kaum etwas wusste.
Zadie Smith, die vor mehr als zwanzig Jahren mit ihrem Debütroman „Zähne zeigen“ pfeilschnell berühmt wurde, ließ sich für das Kernthema ihres ersten historischen Romans von der wahren Geschichte des Hochstaplers Arthur Orton inspirieren, eines notorischen Lügenbolds und Massentäuschers, der sich um 1870 im vielzitierten Tichborne-Prozess als der seit zehn Jahren vermisste Erbe Sir Roger Tichborne ausgab und trotz seiner offensichtlichen Unähnlichkeit eine außerordentlich große Anhängerschaft um sich scharen konnte.
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