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Anerkennung Israels durch den Vatikan?
Mit Beginn der Nahostfriedenskonferenz am 30. Oktober in Madrid könnte sich das Verhält-. nis zwischen dem Vatikan und Israel verändern. Der französische Kardinal Decourtray spricht sich für eine baldige Anerkennung des Staates Israel durch den Heiligen Stuhl aus.
Mit Beginn der Nahostfriedenskonferenz am 30. Oktober in Madrid könnte sich das Verhält-. nis zwischen dem Vatikan und Israel verändern. Der französische Kardinal Decourtray spricht sich für eine baldige Anerkennung des Staates Israel durch den Heiligen Stuhl aus.
Erstmals seit 1947 verhandelt der jüdische Staat mit seinen arabischen Nachbarn über die friedliche Zukunft Palästinas und seiner Bewohner. Obwohl das Gelingen der Nahostkonferenz noch offen ist, sind die Chancen für eine endgültige Beilegung des seit 44 Jahren dauernden Konflikts noch nie so groß wie heute.
Mit dem endgültigen , Ja" der Regierung Shamir zur Teilnahme an der Konferenz, stellt sich damit auch für den Vatikan die Frage einer Anerkennung des Staates Israel unter neuen Vorzeichen. Nachdem sich seit 18. Oktober auch das Verhältnis zwischen der Sowjetunion und Israel normalisiert hat, scheint nun der Vatikan ge-wissermassen in Zugzwang gekommen zu sein, sein nicht ungetrübtes Verhältnis zum jüdischen Staat ebenfalls zu normalisieren.
Kardinal Albert Decourtray, Erzbi-schof von Lyon und vatikanischer Beauftragter für den inter-religiösen Dialog, sprach sich kürzlich massiv für eine baldige Anerkennung des Staates Israel aus und erklärte, daß mit dem Beginn der Nahostfriedenskonferenz eine „entscheidende Etappe für die Anerkennung Israels durch den Vatikan" beginnen könnte.
In einem Interview mit dem Radiosender Communaute-Judai'que FM sprach sich Decourtray eindeutig zugunsten („en faveur") einer Anerkennung Israels aus, die jedoch noch immer von zwei wesentlichen Bedingungen abhängt: „Ob zu Recht oder Unrecht", so der Kardinal, „verlangt der Vatikan, daß zuvor zwei offene Fragen gelöst werden müssen: Einerseits die Beziehungen zu den Palästinenser (vorallem zu den rund 100.000 palästinensischen Christen) und andererseits der Status von Jerusalem, wobei der Vatikan bestimmte Garantien für den freien Zugang der Heiligen Stätten für die Christen verlangt".
Die endgültige Entscheidung des Vatikans dürfte aber letztlich vom Gelingen der Konferenz in Madrid abhängen.
Entkrampfte Beziehungen
In dem Gespräch versicherte Kardinal Decourtray, daß sich die christlich-jüdischen Beziehungen durch die Lösung der heiklen Frage des Karmeliterinnen-Klosters in Auschwitz entscheidend verbessert habe. „Ich bin nur betroffen, daß es so lange gedauert hat", gab Decourtray zu, der als vatikanischer Vertreter seit 1987 wesentlich an der Lösung dieses Problems beteiligt war.
Papst Johannes Paul II. sandte rund 1,2 Millionen Schilling für den Neubau des Klosters außerhalb des ehemaligen Konzentrationslagers. „Das ist ein Zeichen seines Willens", erklärte der französische Kardinal.
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