Dieser FURCHE-Text wurde automatisiert gescannt und aufbereitet. Der Inhalt ist von uns digital noch nicht redigiert. Verzeihen Sie etwaige Fehler - wir arbeiten daran.
Bedauerlich
Meine Entscheidung, die Ehrenfunktion als Präsident der „Österreichisch-Israelischen Gesellschaft“ zurückzulegen, ist aus freien Stücken geschehen. Ich werde selbstverständlich weiterhin dieser Gesellschaft als Mitglied angehören.
Vor 15 Jahren haben wir die Gesellschaft gegründet, und Israel war in Österreich wenig bekannt. Als 1958 der damalige Landtagspräsi-dent Marek und ich zur 10-Jahres-feier des neugegründeten Staates eingeladen wurden, gab es offizielle Bedenken. Es war immerhin noch Waffenstillstand, und an dem hat sich eigentlich völkerrechtlich nichts geändert, obwohl Israel inzwischen einige Kriege überstehen mußte.
Meiner Ansicht nach, soll die österreichische Politik im Nahen Osten eine neutrale sein. Israel ist von Österreich diplomatisch anerkannt. Um so mehr muß man es bedauern, daß zwischen den beiden Ländern eine so herbe Kritik entstanden ist. Schon vor mehr als einem Jahr habe ich m einer Forumdiskussion öffentlich erklärt, daß ich der Regierung Begin nur ein Jahr Zeit gebe, und dann werde sie vor ernsthafte Probleme gestellt. Das trifft jetzt zu.
Wir alle stehen Vorgängen in Israel nicht kritiklos gegenüber. Das kann man auch gar nicht. Die Regierungssysteme haben sich in den letzten 30 Jahren geändert. Aber unabhängig vom eigenen politischen Standpunkt, sollten wir uns einig sein in der Anerkennung des Lebensrechtes des israelischen Volkes.
Israel muß selbst entscheiden, welchen Weg es beschreiten will. Wir sind Freunde Israels nicht, weil wir Feinde der Palästinenser sind. Wir wollen, daß die israelischen Staatsbürger in einem demokratischen Staat leben, der sich einzigartig entwickelt hat, und wir wollen, daß Israel ein hochentwickeltes, kulturell fortschrittliches Land im Osten ist, dessen Völker zusammenarbeiten.
Wenn Israel nicht stark genug ist, wird es vermutlich keinen Frieden geben. Dabei meine ich nicht allein ein militärisch starkes Israel, sondern ein wirtschaftlich lebensfähiges, technologisch ausgebildetes und für die Länder des Nahen Ostens beispielgebendes Israel.
Ein jüdisches Palästina war bei der Gründung mit der Hoffnung verknüpft, daß das jüdische Volk nur dann ein Volk bleiben kann, wenn es einen jüdischen Staat gibt, in dem Juden als Juden leben können, und wo sie nicht unterdrückt werden oder als Minderheit existieren müssen. „Zionist“ soll kein Schimpfwort mehr wie früher sein.
Jedenfalls ist die Absicht der Freunde Israels, mitzuhelfen, daß dieser Glaube und die Tatsachen bestehen bleiben. Es ist immer eine große Kunst des Lebens, die Vision vom Frieden nicht aufzugeben.
Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.
In Kürze startet hier der FURCHE-Navigator.
Steigen Sie ein in die Diskurse der Vergangenheit und entdecken Sie das Wesentliche für die Gegenwart. Zu jedem Artikel finden Sie weitere Beiträge, die den Blickwinkel inhaltlich erweitern und historisch vertiefen. Dafür digitalisieren wir die FURCHE zurück bis zum Gründungsjahr 1945 - wir beginnen mit dem gesamten Content der letzten 20 Jahre Entdecken Sie hier in Kürze Texte von FURCHE-Autorinnen und -Autoren wie Friedrich Heer, Thomas Bernhard, Hilde Spiel, Kardinal König, Hubert Feichtlbauer, Elfriede Jelinek oder Josef Hader!