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Die katholische Schule als Alternative

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Die Kirche kann heute nicht mehr, wie in früheren Jahrhunderten, als alleinige Trägerin von Bildung und Schule gesehen werden, sie selbst will es auch gar nicht so. Doch die Dienstleistung der katholischen Schule für den Staat und für den einzelnen soll nicht übersehen werden.

Sicherlich ist nicht so sehr die Zahl der katholischen Privatschulen - zur Zeit gibt es über 200 in Österreich -, sondern vielmehr die Qualität der einzelnen Schulen von ausschlaggebender Bedeutung. „Die Kirche sieht in ihrem Schulwesen die Aufgabe, Modelle dafür zu schaffen, wie man einen jungen Menschen gesamtheitlich erziehen kann“, betonte in einem Interview der Schulreferent der österreichischen Bischofskonferenz, Weihbischof Doktor Helmut Krätzl.

Die Zukunft der katholischen Schule ist vor allem darin zu sehen, Initiativen auf dem Sektor der Bildung und des Schulwesens zu setzen, die Modellcharakter für alle Schulen haben. Im Rahmen der vorgegebenen Lernziele und Lerninhalte, die durch das Gesetz bestimmt sind, verfügt die katholische Schule über genügend didaktische Freiräume und hat genügend rechtsfreien Raum, den es effektiv auszufüllen gilt. Initiativen auf dem pädagogischen Sektor, in der Art, daß Schulversuche gestartet werden, werden die katholischen Schulen dazu bringen, den gesellschaftlichen Gegebenheiten zu entsprechen und Persönlichkeiten heranzubilden, die zur Freiheit erzogen, ihr Leben auf echten und tiefen Werten aufbauen. Demnach wird die katholische Schule ein wichtiges Feld der Präsenz der Kirche sein, in dem ein engangiertes und verantwortungsbewußtes Weltverhalten gefördert wird und eine wertneutrale Erziehung keinen Platz haben kann.

Wenn der „Club of Rome“ bei einem Symposion in Wien zum Thema „Lernen“ festgestellt hat, daß man mit der intellektuell orientierten Ausbildung in eine Sackgasse geraten sei, so ergibt sich daraus eine wichtige Forderung an die Schule im allgemeinen, aber speziell an die katholische Schule: neben das rein adaptive Lernen muß in Hinkunft mehr die Schulung der Emotion und der Willenskräfte treten.

Schließlich wird es Aufgabe der katholischen Schule sein, ein Schulmanagement aufzubauen, das sich als moderne Leitungs- und Führungskonzeption zu verstehen hat und der Schulleitung zur optimalen Steuerung des schulischen Prozesses dient. Dieses Schulmanagement muß aber zweckorientiert sein an der traditionellen Unterrichtsaufgabe der Schule: zu bilden und zu erziehen. Es gilt daher, Lehrer und Erzieher, die heute durch Tätigkeiten außerhalb ihrer eigentlichen Aufgabe des Lehrens und Erzie-hens zu stark in Anspruch genommen sind, mit Hilfe eines modernen Managements von falschen Arbeitslasten zu befreien.

Zum Gesamtkomplex des aufgezeigten Schulmanagements gehört aber auch das Mittragen der Verantwortung und die Mitsprache der Eltern im Bereich der Schule entsprechend dem zu fordernden Subsidiaritätsprinzip. Das setzt aber die „Betreuung“ der Eltern voraus, die stete Information der Eltern auf dem Gebiete des Schulwesens, das Aufzeigen der Bildungswege und die Motivation zur Annahme der Bildungsangebote für deren Kinder.

Dies wäreein besserer Weg zur „Chancengleichheit“ als manche geplante und im Versuchsstadium befindliche Schultype. Die Zukunft der katholischen Privatschule liegt in der Alternative zu den staatlichen Schulen!

(Der Autor ist Direktor des Kollegium Kalksburg, Wien XXIII.)

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