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Eine Woche Österreich

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• Die Witwerpension als spiegelgleiche Lösung zur geltenden Witwenpension, die bis 1989 in drei Etappen ab 1. Juli 1981 in Kraft treten soll, wurde am 20. Mai vom Nationalrat mit SPÖ- Mehrheit beschlossen. Die erste Etappe wird den Witwern 20 Prozent des Pensionsanspruches ihrer verstorbenen Frauen bringen, die zweite Etappe würde den Anspruch 1985 auf 40 Prozent erhöhen, 1989 sollte die volle Höhe von 60 Prozent erreicht werden. Doch dazu wird es nicht kommen: Weil die weiteren Etappen der Witwerpension in dieser Form nicht finanzierbar sind, sind sich Volksvertreter und Sozialminister Alfred Dallinger einig, daß bis 1985 eine völlig andere, finanzierbare Lösung gefunden werden muß. ÖVP-Sozialsprecher Walter Schwimmer sprach deshalb in der Debatte von einer „sozialpo-

• litischen Sackgasse“, SPÖ- Hauptrednerin Maria Metzker von einer «Totgeburt, die lange leben wird“, und FPÖ-Sozial- sprecher Jörg Haider bezeichnete das neue Paragraphenwerk als „Gesetzesruine“. Die Witwerpension kann damit als abschreckendes Beispiel für ein Gesetz gelten, das, obwohl es als schlecht erkannt wird, beschlossen wurde und das für die Zukunft Rechtsansprüche festschreibt, die durch den Staat nicht befriedigt werden können.

• Der Nationalrat beschloß in seinen Sitzungen am 19. und 20. Mai nicht nur die Witwerpension, er zog auch einen Schlußstrich unter die parlamentarischen Untersuchungen des AKH-Skandals (FURCHE 20/ 1981) - ohne gemeinsame Schlußfolgerungen. Das erschütternde Ergebnis: Offiziell ist niemand für den Skandal politisch verantwortlich. Der einzige erfreuliche Punkt der beiden Parlamentstage: Alle drei Parteien beschlossen gemeinsam, den Haftungsrahmen des Bundes für die mit großen Problemen kämpfenden Vereinigten Edelstahlwerke (VEW) von fünf auf sieben Milliarden Schilling zu erhöhen.

• Über das Pro-Atom-Volksbe- gehren müssen sich die Paria-, mentsparteien bis zum 11. Juni zu einem Bericht durchringen; allerdings deutet vieles darauf hin, daß die Frist durch den Nationalrat verlängert werden wird. Im Hintergrund führt nicht nur der Zufall Regie: Die Frage Zwentendorf spielte nicht nur am Grazer SPÖ-Parteitag (siehe auch Seite 5) eine Rolle (Wirtschaftsprogramm: „Die friedliche Nutzung der Kernenergie in Österreich ist notwendig ...“), just jetzt schlägt auch Verbund-Generaldirektor Walter Frehmuth Alarm: Die Stromversorgung sei in einer kritischen Lage, er zweifle erstmals, daß nächsten Winter die nötige Strommenge zur Versorgung aufgebracht werden könne. Ein Wink mit dem Zaunpfahl?

• Das neue Mediengesetz, das nunmehr im dritten offiziellen Entwurf vorliegt (FURCHE 17/ 81), wird von der ÖVP abgelehnt werden, erklärte Mediensprecher Heribert Steinbauer am 25. Mai, weil es nicht mehr Pressefreiheit, sondern mehr Reglementierung zum Ziel habe. Die FPÖ hingegen wird zustimmen.

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