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FPÖ-Schärfe

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Völlig im Sethatten der Arbeiterkammerwahlen und der Landtagswahlen in Vorarlberg und) in der Steiermark läuft derzeit im Lande Salzburg die Wahlwerbung für die Gemeindevertretungswahlen am 20. Oktober, dem zweiten für Salzburg wesentlichen Urnengang in diesem Jahr. Gewählt werden die Gemeindevertretungen aller 118 Salzburger Gemeinden mit Ausnahme der Landeshauptstadt, die bereits im Jahr 1972 ihren Gemeinderat erkoren hat.

Von den 118 Bürgermeistern stellt auf Grund des Ergebnisses der Gemeindevertretungswahlen im Jahr 1969 die ÖVP 91, die SPÖ 26 und eine Heimatliste den Bürgermeister von Strobl. Für die FPÖ fiel 1969 kein Bürgermeistersessel ab, sie mußte sich mit vier Vizebürgermeistern begnügen. Außerdem hatten 1969 die Freiheitlichen in vielen Gemeinden gar nicht kandidiert, diesmal aber geht es die FPÖ scharf an und kandidiert in 107 Gemeinden. Ihr Ziel ist es, alle bestehenden absoluten Mehrheiten zu brechen.

Die ÖVP hofft, bei den Gemeindevertretungswahlen ähnlich gut abzuschneiden wie bei den Landtagswahlen im März. Danach wäre es ihr tatsächlich gelungen, einige der SP-Gemeinden zurückzugewinnen, ja sogar der tief rote Bürgermeistersessel in Hallein hätte gewackelt. Wieweit jedoch die häufigen Querelen in ÖVP-Ortsgruppen, die Interesselosigkeit der Landespartei an ihrer Gemeindepolitik sowie die Laxheit und Selbstsicherheit mancher ihrer Bürgermeister ein Landtagswahlergebnis verhindern, bleibt das große Fragezeichen,

In der durch Gemeindezusammenlegung aufgeblähten Großgemeinde Seekirchen etwa kandidiert — gegen ein eindeutiges Ergebnisi der Vorwahl —der derzeitige Gemeindeverwalter und Landesplaner Hofrat Moser (ÖVP), den offensichtlich niemand als Kandidaten wünschte, nachdem er selbst schon endgültig seine Nidht-Kandidatur erklärt hatte. Landesvater Lechner zuckt nur mit den Schultern und scheint froh zu sein, seinen Landesplaner im Fall der Wahl zum Bürgermeister durch einen anderen ersetzen zu können.

Schneidig war allerdings die ÖVP diesmal bei der Aufstellung einiger anderer Kandidatenlisten. Vorwahlen, die durchwegs eine Beteiligung von etwa 90 Prozent aufwiesen, haben mehrmals zuwenig agile Bürgermeister in den Ruhestand geschickt und dynamische, junge Kandidaten emporgehoben. Daß dadurch mancherorts Verärgerung und die Bildung von Heimat-, Namens- und sonstigen chancenlosen Listen in Kauf genommen werden mußte, dürfte der starken ÖVP in Salzburg eigentlich nichts anhaben.

Gar nicht glücklich über die letzten Entwicklungen auf Gemeindeebene dürfen die Sozialisten sein. In ihren Hochburgen Hailein und Bischofshofen kriselt es bedenklich. Der von den Landtagswahlen als Landtagspräsident gefeuerte Halleiner Bürgermeister Brandauer hat in den letzten Jahren ziemlich unattraktiv agiert, so daß einigen seiner Parteifreunden nur noch der Austritt aus der Partei und die Bildung einer eigenen Namensliste als zielführend erschien. Es scheint gar nicht ausgeschlossen, daß der dicklich-gemütliche VP-Vizebürgermei- ster Holztrattner, der bei den Arbeitern gut ankommt, seinen hoch fahrend autoritären sozialistischen Gegenpart aus dem Sattel hebt oder zumindest ganz gewaltig ins Wanken bringt. Nachdem in der SPÖ-Domä- ne Bischofshofen sozialistische Betriebsräte auf der Kandidatenliste der SPÖ nicht berücksichtigt wurden, bleibt auch ihnen nichts übrig, als auf einer eigenen Liste zu kandidieren — wieder zwei schwere Hiebe in die Wunden der Salzburger SPÖ. Die Sozialisten werden daher heilfroh sein, das im Jahr 1969 Erreichte zu1, halten. ‘

Schon längere Zeit Vor dem Beginn der Wahlwerbung waren sich alle drei Parteien im Landtag über eine Zusammenlegung der Wahltermine für die Landtags-, Gemeinde- vertretungs- und Gemeinderatswahlen in der Landeshauptstadt einig. Kein Einvernehmen jedoch herrschte über die Einführung einer Bürgermeisterpension. Eine Entscheidung darüber — Obwohl aus allen Lagern pensionsreife Bürgermeister danach drängten — getraute sich vor dem Urnengang keine der Parteien zu verlangen. Dafür wird’s wahrscheinlich um so schneller gehen.

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