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Ghettos oder Zentren?

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In regelmäßigen Abständen bewegt die Effizienz von österreichischen Kulturinstituten im Zusammenhang mit der Frage nach der kulturellen Präsenz Österreichs im Ausland die Gemüter rund um die kulturpolitische Achse. Wem nützen diese Institutionen, können sie überhaupt im überkommenen Sinn „nützlich“ sein, wird da nicht ohne Kontrolle der Öffentlichkeit Geld für eine nationale Imagepflege, für wenig zieKührendc Aktionen ausgegeben, die gar keinem aktuellen Trend oder Bedürfnis entsprechen? Aus Erfahrung wissen wir zwar, daß Nützlichkeit in einem ökonomischen Sinn und Kunst in einem ideellen zwei sehr ungleichartige Partner darstellen, und ihre Verbindung ruft Befürworter und Gegner gleichermaßen auf den Plan. Aber gerade dieses anscheinend aufregende Ungleichgewicht dürfte zu dem von Außenminister'Dr. Kirchschläger als neuem Sachwalter der Sektion für die Auslandskulturpolitik seit dem am 1. Jänner in Kraft getretenen Kompetenzgesetz angesetzten Symposium geführt haben (10. und 11. Juni).

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In regelmäßigen Abständen bewegt die Effizienz von österreichischen Kulturinstituten im Zusammenhang mit der Frage nach der kulturellen Präsenz Österreichs im Ausland die Gemüter rund um die kulturpolitische Achse. Wem nützen diese Institutionen, können sie überhaupt im überkommenen Sinn „nützlich“ sein, wird da nicht ohne Kontrolle der Öffentlichkeit Geld für eine nationale Imagepflege, für wenig zieKührendc Aktionen ausgegeben, die gar keinem aktuellen Trend oder Bedürfnis entsprechen? Aus Erfahrung wissen wir zwar, daß Nützlichkeit in einem ökonomischen Sinn und Kunst in einem ideellen zwei sehr ungleichartige Partner darstellen, und ihre Verbindung ruft Befürworter und Gegner gleichermaßen auf den Plan. Aber gerade dieses anscheinend aufregende Ungleichgewicht dürfte zu dem von Außenminister'Dr. Kirchschläger als neuem Sachwalter der Sektion für die Auslandskulturpolitik seit dem am 1. Jänner in Kraft getretenen Kompetenzgesetz angesetzten Symposium geführt haben (10. und 11. Juni).

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Ob damit tatsächlich ein neues Kapitel österreichischer Kulturpolitik beginnt oder mit dem Abschluß dieser Tagung nur eine neue Seite ins alte Buch gelegt wird, steht als Beantwortung noch aus. Der Titel deutet eher auf vage Ergebnisse: „Leitlinien der Auslandskulturpoli-tik“, 50 Experten, Kul'turlnstitutslei-ter und Beamte begegnen sich, und

das ist als erfreulich zu werten, auf wenig diplomatischem Parkett, die ausgewählte örtlichkeit ist das Eisenibahnerheim Wien-Margareten.

Allerdings, ganz ohne Vorurteile kann man nach den zahlreichen Versuchen, auch angesichts der 1968 durchgeführten Kulturenquete durch den jetzigen ÖVP-Abgeordneten Dr. KaraseJc, damals Sektionschef

für diese Abteilung, dieser Tagung nicht mehr entgegenhoffen, deren frühere Ergebnisse eher spärlich in die Tätigkeiten dieser Nebenlinie der großen Politik eingeflossen sind. Allein der festverankerte Bestand von 9 Kulturinstituten, deren Strukturen beispielsweise, was die Auslastungsmöglichkeiten betrifft, gewissen baulichen Gegebenheiten unterworfen sind, sowie durch bereits etablierte Dienstinstruktionen, nach denen sich Beamte und Funktionäre jahrelang orientiert haben, machen rigorose Veränderungen nicht leicht durchführbar. Abgesehen von diesen Überlegungen haben die bisherigen Bestrebungen der • SPÖ-Regierung gezeigt, daß ihren kulturellen Aktivitäten kein bis in die Verästelungen der Sparte eindringendes ideologisches Konzept zugrunde liegt, sondern daß eher maßvoll da und dort durchaus in der Zeit liegende Veränderungen gesetzt worden sind. Doch das hier zu Erörternde soll in keine Analyse sozialdemokratischer Kulturpolitik münden, und noch weniger den Ergebnissen des Symposiums vorgreifen.

Zum Beispiel London

Wenn schon über die Kulturinstitute als solche in der Öffentlichkeit diskutiert wird, so finden sich selten Darstellungen zum Thema. Es ist also an der Zeit, quasi röntgenologisch, am Beispiel des Tätigkeitsberichtes des Londoner Kulturinstitutes, die effektiven Aktivitäten in einem derartigen Institut aufzuzeigen. Selbstverständlich herrschen andere Gesetzmäßigkeiten in Instituten östlich unserer Grenzen, wenngleich letztlich die Zielsetzung gleichen demokratischen Ursprungs ist

Die Zeitspanne des Berichts liegt etwas zurück, ist anberaumt auf zwei Jahre, von Mitte 1971 bis Mitte 1973. Wie wenig grundsätzlich in der Programmabwicklung und in der Schwerpunktsetzung an Veränderungen seit Beginn des Londoner Kulturinstituts (Gründung 1956) vorgenommen wurde, beweist eine im Jahr 1964 publizierte Broschüre über „Österreichs Kulturinstitute im Ausland“. Was in dem dort veröffentlichten Report festgehalten wird, besitzt bis in die heutige Zeit Relevanz.

Viktorianischer Baustil und eine vornehme Gegend im Stadtinnern (Knigthsbridge) kennzeichnen das Londoner Institut. Sein Veranstaltungsraum mit dem Fassungsvermögen von 90 Personen limitiert den Ausstrahlungsradius, verlangt eine zielbewußte Einladungspraxis, den Verzicht auf Ankündigungen der Veranstaltungen in den Massenmedien. In den oberen Chargen teilen sich ein Leiter und sein Stellver-

treter in Konzeption und Durchführung. Auch an Hand von Zahlen läßt sich die Praxis gewissermaßen ablesen. Innerhalb des zweijährigen Zeitraumes kam es zu 59 Anlässen (maximal 5300 Personen) im Institut selbst, worunter, und das ist für die Schwerpunktgebung in London charakteristisch, 26 musikalische Ereignisse fallen, neben 13 Vorträgen und Lesungen, 4 Filmsoireen (Burg-theateraufzeichnungen) und 16 Empfängen. Eine Koordinierung zwischen dem Pariser und dem Londoner Kulturinstituts hat sich zwischenzeitlich angebahnt und soll mit Holland erweitert werden. Neben manchen, kaum je in einem internationalen Musikprogramm aufscheinenden Namen gab Jörg Demus ein Konzert, spielte das Alban-Berg-Quantett, finanzierte das Kulturinstitut eine Tournee durch England für das Eurasia-Quartett, trat das Haydn-Trio und im Duo mit dem Cellisten Leonhard Waelsich und sogar Musikexperimentierer Otto M. Zy-kan, auf. Zu einer englischen Erstaufführung kam es nur mit einem Werk von Hans Gäl, obwohl sich gerade dadurch eine Profilierung des Musikprogramms abzeichnen könnte, das auch die Musikkritiker oder Konzertagenten zu interessieren vermöchte (gemäß der früheren Praxis). Verschiedene Komponistengesellschaften feierten im Kuiturinsti-tut ihre Generalversammlung oder andere Unterhaltungsabende, etwa die Johann Strauß-, Haydn-, Mozart-, Schübert-Societies. Nur die Hälfte der Veranstaltungen im Vergleich zum musikalischen Programm machen Vorträge und Lesungen aus. Von österreichischen Wissenschaftlern kennt man den Germanisten Prof. F. Aspestberger, den Politologen Prof. N. Leser, den Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. A. Nuss-baumer, ödön-von-Horväth-Freun-din Hertha Pauli (unterdessen verstorben), Dr. J. P. Hodin (Kokoschka-Schüler). Seit der Gründung des Londoner Kulturinstituts war man sich über die Notwendigkeit, Veranstaltungen in Zusammenarbeit mit anderen, an Österreich interessierten Gesellschaften und Institutionen zu organisieren, im klaren, in besagtem Zeitraum waren es 21. — 6 Lesungen der Schriftstellerin Barbara Frischmuth, die gemeinsam mit dem Literaturwissenschaftler Dr. R. Urbach verschiedene Universitäten bereiste, ebenso wie ihre Kollegin Hilde Spiel, Vorträge von Professor Aspe'tsberger und Prof. Steiner (So-

zialgeschichte). Über 40 Vorträge des Leiters Ministerialrat Dr. Schlag und seines Stellvertreters (Geschichte, Kunst Politik) vor Clubs, Unterhausabgeordneten, Schülern und in Universitäten, gezielte Bücherspenden an germanistische Institute und Dissertanten, Verleih von audiovisuellem Material, vor allem als Hilfe für die österreichischen Sprachassistenten.

Was geschah in Rom?

An den Schluß unseres Berichts stellen wir den Veranstaltungskalender des drittältesten ausländischen wissenschaftlichen Instituts in Rom und des zugleich ältesten Österreichs, des 1881 gegründeten römischen Kulturinstituts. Erst in der faschistischen Ära, unter Mussolini, wurde das vor allem mit historischen Forschungen betraute Institut zu einem Kulturinsütut erweitert (1937/38). Das wissenschaftliche Schwergewicht charakterisiert noch heute das Haus, drei jährlich veröffentlichte, der Geschichtswissenschaft zuzuordnende Bände stellen das unter Beweis. Es versteht sich von selbst, daß der Leiter dieses Instituts (Univ.-Prof. Dr. Schmidinger) jeweils im akademischen Rang eines Historikers steht, dem zur Seite ein künstlerischer Sekretär gestellt ist, ihm obliegt die Durchführung der bereits für den Londoner Bericht charakteristischen Aufgaben. Das kommende Studienjahr, soweit das Programm schon fixiert ist, sieht im Rahmen der traditionellen Herbstseminare eines unter der Leitung des Salzburger Romanisten F. Karlinger vor, Ende Oktober eine Tagung über die kirchliche Gesetzgebung gemeinsam mit der Universität Florenz und dem Deutschen Historischen Institut in Rom, im Frühjahr 1975 ein Historiker-Kolloquium, Vorträge von Kardinal König und Prof. W. Weiss aus Salzburg.

SPECIAL „FLAIR“ DURCH SPECIAL AIR

Die „Harte auf der leichten Welle“ hat ihren Siegeszug angetreten. CITY, die neue internationale Ciga-rette mit dem vollwürzigen Geschmack und den niedrigen Nikotin-und Kondensatwerten fand bei Österreichs qualitätsbewußten Rauchern auf Anhieb Anhänger. Das „Special Flair“ einer internationalen Cigarette kommt bei der CITY mit ihrem „Special Air Füter“ voll zur Geltung.

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