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Mehr für den Frieden tun!

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Seit langem machen sich viele Menschen Sorgen um den Frieden. Die Anlässe dazu mehren sich. Das Mißtrauen wächst. Die Arsenale werden vergrößert.

Neue, einschneidende Maßnahmen atomarer Aufrüstung stehen bevor, wenn nicht in diesem Jahr eine Übereinkunft zustandekommt, die als Signal der Umkehr wirken könnte. Das Jahr 1983 bringt manche Gedenkanlässe. Zu ihnen gehört auch der beklemmende Zehnjahrestag der erfolglos gebliebenen Wiener Truppenabbaugespräche. Die Situation gibt Anlaß zur Besinnung und zu einem ernsten Wort.

Wir wissen, daß Friede mehr ist als der Abbau von Vernichtungsmitteln und als die Milderung internationaler Spannungen. Wir wissen, daß der Friede ohne den Abbau von Haß und Mißtrauen, ohne die Sicherung der Rechte der Menschen und Völker, ohne soziale Gerechtigkeit nicht gedeihen kann. Wir erinnern daran, daß der Friede zugleich „ein Geschenk Gottes“ und „den Menschen anvertraut“ ist (Johannes Paul II.).

So erklären wir:

1. Alle Staatsmänner und alle Regierungen, alle politischen Kräfte und alle Menschen müssen endlich begreifen, daß die gewaltsame Austragung von Konflikten unmenschlich ist. Krieg kann nicht mehr als Mittel zur Erreichung politischer Ziele gelten.

2. Vor allem sind Massenvernichtungsmittel — namentlich atomare, bakteriologische und chemische — zu verwerfen. Alles muß getan werden, um ihre Anwendung zu verhindern, ihre Benützung zu politischen Drohungen auszuschalten und ihre Abschaffung voranzutreiben.

3. Dies wird nicht auf einmal erreicht werden können. Aber es ist nötig, daß die Gefahren Schritt für Schritt vermindert, die Chancen des Friedens Schritt für Schritt gefördert werden.

4. In diesem Sinne appellieren wir an die politisch Verantwortlichen, alle Anstrengungen zu unternehmen, damit Ost -und West auf alle sogenannten Mittelstrek- kenraketen, seien sie geplant oder bereits stationiert, verzichten. Es ist offenkundig, daß gerade diese Raketen zur Verschärfung und Verunsicherung beitragen.

5. Wir appellieren an die Verhandlungspartner der Wiener Truppenabbaukonferenz, endlich einen „konventionellen“ Rüstungsabbau im europäischen Raum zu vereinbaren und dadurch auch die Chancen für einen Verzicht auf sogenannte taktische Atomwaffen zu verbessern.

6. Wir appellieren an die Großmächte, auch auf allen anderen Ebenen wenigstens die Beschränkung und den schrittweisen Abbau der Vernichtungspotentiale in die Wege zu leiten.

7. Wir rufen dazu auf, sich der Einsicht nicht länger zu verschließen, daß die Vermeidung einer nuklearen Menschlichkeitskatastrophe ein vorrangiges Interesse aller Völker und Staaten ist — ungeachtet gesellschaftlicher Unterschiede und gegensätzlicher Interessen. Die Sicherung des Überlebens ist ein gemeinsames Anliegen.

Wir appellieren an die Politiker unseres Landes und aller anderen Länder, keine Anstrengung zu scheuen, damit diesen Einsichten und Notwendigkeiten Rechnung getragen wird. Wir appellieren an alle Christen unseres Landes, an alle Österreicher und an alle Menschen guten Willens, sich diesem Appell anzuschließen.

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