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Neue Länder, neue Hierarchien
Ein Konzil aller orthodoxen Kirchen wird vorbereitet, das der neuen politischen Situation in Osteuropa Rechnung tragen soll. Wie stellt sich heute die Orthodoxie dar?
Ein Konzil aller orthodoxen Kirchen wird vorbereitet, das der neuen politischen Situation in Osteuropa Rechnung tragen soll. Wie stellt sich heute die Orthodoxie dar?
In den nächsten Wochen soll die Vorbereitungskommission für das Panorthodoxe Konzil zusammentreten. Diese soll einen Termin für das Konzil, bei dem es vor allem um eine Neugliederung der orthodoxen Kirchen gehen soll, festlegen. Das Territorialprinzip, das als Grundlage der orthodoxen Gliederungen gilt, soll wieder strikter eingehalten werden: Danach hat jeder unabhängige Staat eine eigene unabhängige Hierarchie.
Derzeit ist dieses Prinzip verwässert: Zum einen sind im orthodoxen Raum zahlreiche neue Staaten entstanden, zum anderen leben durch die Emigration der letzten Jahrhunderte zahlreiche Orthodoxe in westeuropäischen und amerikanischen Staaten. Für ihre Betreuung hat jede orthodoxe Landeskirche eine eigene Hierarchie aufgebaut, sodaß nun zahlreiche orthodoxe Hierarchien nebeneinander bestehen. Diese Doppel- und Dreifachstrukturen sollen nun beseitigt werden.
Vermutlich vergeht bis zu dieser Neuregelung noch viel Zeit. Die folgende Tabelle zeigt die derzeit 15 orthodoxen Kirchen - in der Reihenfolge der Anerkennung durch das
Patriarchat von Konstantinopel - mit ihrem ursprünglichen Verbreitungsbereich. Auf Zahlenangaben wurde verzichtet, da in manchen Kirchen die Schätzungen über Gläubigenzahlen um bis zu 400 Prozent variieren.
Die größte orthodoxe Kirche ist die russische, die kleinste die finnische. Die russische Kirche hat der Tatsache, daß zu ihr verschiedene Völker gehören, bereits seit langem Rechnung getragen - durch die Verleihung von Rechten zur selbständigen Regelung der inneren Angelegenheiten. Eine solche Autonomie besitzen die ukrainische, die weißrussische, die litauische und die moldawische Kirche. Die mazedonische Kirche fordert bereits seit den sechziger Jahren vollständige Unab-
hängigkeit von der serbischen. Noch ohne Anerkennung.
Das Ökumenische Patriarchat ist sehr klein, doch ihm kommt besondere Bedeutung als Ehrenoberhaupt der Weltorthodoxie zu. Neben diesen „byzantinisch" Orthodoxen - seit 1054 von der katholischen Kirche getrennt - erhebt eine andere Kirchenfamilie Anspruch auf die Bezeichnung „orthodox" (rechtgläubig): die seit 451 von der allgemeinen Kirche getrennten „Altorientalen" oder „Vorchalzedonenser" mit dem offiziellen Namen „Orientalisch Orthodoxe". Zu dieser Familie gehören die Koptisch-orthodoxe Kirche, die Syrisch-orthodoxe Kirche, die Armenisch-apostolische Kirche, die Äthiopisch-orthodoxe Kirche und die Orthodox-syrisch-malanka-rische Kirche. Schließlich zählt zu den Ostkirchen auch die „Apostolische (Assyrische) Kirche des Ostens". Sie trennte sich 431 von der Weltkirche und weist selbst die verbreitete Bezeichnung „nestorianische Kirche" zurück.
Daneben existieren zahlreiche „orthodoxe" Kirchen, die sich im Lauf der Jahrhunderte abgespalten haben, insbesondere Bußland ist reich an Kirchen und kirchenähnlichen Vereinigungen.
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