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Nicht immer glücklich

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Als nicht ganz geglückt und nicht ganz glücklich muß man die große Ausstellung der Wiener Secession bezeichnen, die den Titel „Kon 73“ trägt und damit, wie Präsident Paul Meissner in seinem Katalogvorwort sagt, die „Konfigurationen“ der Vereinigung, den ganzen Konnex aufzeigen will, aber in ihrer wahllosen Auswahl, die keinem sichtbaren Konzept zu folgen scheint, das Pluralistische so überbetont, daß eher das Disparate — auch in der Hängung — der anscheinend endgültig in sich gespaltenen Vereinigung sichtbar wird. Unergründlich ist auch, warum bei einzelnen Mitgliedern auch auf zeitlich weit zurückliegende Arbeiten zurückgegriffen wurde, was durchaus geeignet ist, das Bild zu verzerren, weil es noch dazu nicht immer ihre besten sind. Bei dieser bunten Revue, in der nahezu alle der in den letzten 50 Jahren gängigen Tendenzen aufscheinen und in der nicht nur bei den jüngsten Mitgliedern bereits nach den neuesten Modellen geschielt wird, kann man nur einige Namen hervorheben, die mit stärkeren oder originelleren Arbeiten vertreten erscheinen. Es sind dies bei den Malern, die sich wacker behauptenden Vertreter der ältesten Generation, wie Alfred Wickenburg, Georg Merkel, Rudolf Zsyskowitz und Oskar Matulla, dann Grete Yppen, Walter Eckert, Paul Meissner, Hans Staudacher, Karl Kreuzberger und Friedrich Danielis, bei den Bildhauern (die Plastiken, Montagen oder Objekte zeigen) Fritz Wotruba, Joanis Avramidis, Heinz Leinfellner, Rudolf Kedl, Alois Heidi und Oswald Stimm, bei den Graphikern Erich Landgrebe, Hans Fabigan, Alfred Karger, Rudolf Hradil, Florentina Pakosta und Rudolf Kolbitsch. Eien symptomatische Schau, die deshalb sehenswert ist.

Alfred Karger und Florentina Pakosta sind auch in der Ausstellung „Porträt — heute“ repräsen-

tiert, die in der Kassenhalle des Hauptgebäudes der Zentralsparkasse beim Hauptzollamt zu sehen ist. Vor allem Karger ragt mit zwei sehr gediegenen Leistungen aus einer Schau hervor, die streckenweise von einem so unglaublichen Dilettantismus zeugt, daß es einem den Atem verschlägt. Unter dem eindeutigen Kitsch, der kunstlosen Nach- und Abmalerei, die die Tage der Nazikunst beschwört, ragen neben Karger wie in eine Wüste verirrt die echten Leistungen des Selbstbildnisses von Karl Stark, ja sogar das skizzenhafte Bildnis „Ernst Fischer“ von Georg Eisler, ein Bildniskopf von Wilhelm Helfert, Franz Zadrazil, und eine Adam-Variation von Rudolf Hausner hervor. Begabte Zeichner wie Rudolf Schönwald und K. A. Fleck sind mit unbedeutenden und schlechten Arbeiten vertreten, es muß also an der Auswahl liegen, die auch vergaß, eine untere Grenze zu ziehen, daß hier einem wichtigen und interessanten Thema keine Gerechtigkeit wiederfuhr.

Sehenswert ist dagegen die Ausstellung von Schweizerischer Gebrauchsgraphik einige Schritte weiter im Säulenhof des österreichischen Museums für angewandte Kunst, die die begabten Eidgenossen als kluge und einfallsreiche Nutzer der Ergebnisse der modernen Kunst für die Zwecke des Plakates und der Werbung zeigt. Ihre klare und einfache, oft auch witzige Bildsprache, die meist mit ganz wenigen Elementen auszukommen versteht, muß als vorbildlich bezeichnet werden.

Erwähnenswert ist noch die Ausstellung der Bilder und Gouachen von Irene Ressmann im Internationalen Künstlerklub im Palais Palffyc in denen, von einer temperamentvollen und lebendigen Auseinandersetzung mit der Natur ausgehend, tapfer nach Form und Stil gesucht wird.

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