Wasser: „Unschätzbare Ressource“
Die Erderwärmung und das Artensterben führen in den Gewässern zu drastischen Folgen – auch in Österreich. Klement Tockner über Krisen im Zeitlupenmodus.
Die Erderwärmung und das Artensterben führen in den Gewässern zu drastischen Folgen – auch in Österreich. Klement Tockner über Krisen im Zeitlupenmodus.
Als studierter Zoologe und Botaniker hat sich Klement Tockner auf Gewässerökologie spezialisiert; als Präsident des Wissenschaftsfonds FWF steht er Österreichs größter Einrichtung zur Förderung der Grundlagenforschung vor. Die FURCHE bat ihn zum Ferngespräch.
DIE FURCHE: Die Coronakrise ist weltweit eine „Major Disruption“: Welche Konsequenzen sind daraus zu erwarten – glauben Sie etwa, dass diese Krise nun zu einem veränderten Umgang mit der Natur führen wird?
Klement Tockner: Es ist noch zu früh, um abschätzen zu können, welche tiefgreifenden ökonomischen, sozialen und ökologischen Konsequenzen die Coronakrise haben wird. Aber auch, welche Chancen sich daraus ergeben können. Die Krise zeigt jedenfalls, dass gemeinsame Kraftanstrengungen möglich sind, um eine Bedrohung abzuwenden und Leben zu retten – und das, obwohl es uns viel abverlangt und Geld kostet. Auch wenn die aktuelle Situation jetzt zu Recht voller Aufmerksamkeit bedarf, dürfen wir eines nicht vergessen: Langfristig sind die Herausforderungen, die die Klimaerwärmung und der Verlust der biologischen Vielfalt an uns stellen, enorm – mit dramatischen Folgen für kommende Generationen. Die Klimakrise läuft allerdings in Zeitlupe ab. Daher ist es nicht so augenscheinlich, wie sehr wir zu Lasten und auf Kosten unserer Kinder und Enkel leben.
DIE FURCHE: Manche Wissenschaftler sehen in der Coronakrise einen „Warnschuss“ im Hinblick auf künftige Krisen und Pandemien. Ist die Gefahr, dass Krankheitserreger von Tieren auf Menschen überspringen, heute größer als früher?
Tockner: Mehr als 70 Prozent aller epidemischen Erkrankungen entstehen durch die Übertragung der Krankheitserreger von Tieren auf den Menschen, durch sogenannte Zoonosen. Umweltzerstörung begüns-tigt diese Übertragung zusätzlich. Die Natur kennt ja keine Rache, vielmehr steuern wir auf eine Art kollektiven Selbstmord zu. Es ist ja nicht so: Da der Mensch, dort die Natur. Der Mensch ist ein wesentlicher und prägender Teil der Natur. Je länger wir warten, je mehr Kipppunkte wir überschreiten, desto mehr werden wir verlieren.
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