Die alleinstehende Frau: „Wir brauchen kein Mitleid“
In ihrem Buch „Die singuläre Frau“ widmet sich die 53-jährige Journalistin Katja Kullmann dem Leben von Single-Frauen und bezeichnet sie als die „wahren Heldinnen der Moderne“.
In ihrem Buch „Die singuläre Frau“ widmet sich die 53-jährige Journalistin Katja Kullmann dem Leben von Single-Frauen und bezeichnet sie als die „wahren Heldinnen der Moderne“.
Einen Mann zu verlassen galt 1879 noch als großer Skandal: Als in ebendiesem Jahr das berühmte Stück „Nora oder Ein Puppenheim“ des norwegischen Dramatikers Henrik Ibsen im Kongelige Theater in Kopenhagen uraufgeführt wurde, löste es wegen folgender Zeilen eine europaweite Entrüstung aus: „Ich muß mich selbst zu erziehen versuchen. Dabei kannst du mir nicht helfen. Ich muß mich allein damit befassen. Und darum verlaß ich dich jetzt.“ Eine Frau aus gutbürgerlichem Hause verlässt ihren Mann und entscheidet sich für eine finanziell unsichere Zukunft? Es ist die wohl berühmteste Schlussmach-Szene der Weltliteratur. Nicht zuletzt deshalb wird Ibsen häufig als der erste männliche Feminist bezeichnet.
In ihrem Buch „Die singuläre Frau“ widmet sich die Journalistin und Autorin Katja Kullmann den Noras der heutigen Zeit, die sich aus ihren Puppenhäusern befreit haben. Dabei ist Kullmann selbst eher zufällig in das Single-Dasein hineingerutscht. „Eigentlich ist bei mir alles normal“, schreibt sie zu Beginn des Buches. Mit dem anderen Geschlecht habe sie sich immer gut verstanden und mehrere längere und erfüllende Beziehungen gehabt. Nun ist die 1970 geborene Autorin aber bereits so lange Single, dass sie sich fragt, ob sie das Beziehungsleben verlernt hat. Sie scheint sich fast selbst zu wundern, warum es ihr als alleinstehende Frau so gut geht, obwohl die Single-Frau ab einem gewissen Alter doch eher einen schlechten Ruf genießt. Auch 140 Jahre nach Ibsen.
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