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Am Rande des Musikfestes

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Das Orgelkonzert im Sendesaal des Oester- teichischen Rundfunks während der Internationalen Musikfestwoche und Alois F o r e r als Interpret haben schon Tradition. Der Organist hat bereits bei selten zu hörenden Stücken, wie der „Sonata prima“ von J. J. Fux und Mozarts „Phantasie für eine Orgelwalze", gutes Stilempfinden und vor allem maßvolle Registrierung bewiesen. Die moderne Orgelliteratur war mit der 1952 komponierten, durch die Oekonomie der Mittel und die Strenge der Linie fesselnden Toccata von Karl S c h i s k e und der formal gerundeten kleinen Partita über „Innsbruck, ich muß dich lassen“ von J. N. David gut vertreten. Die gehaltvolle „Sonata pro Organo“ von Erich M a r c k h 1 könnte auch als Choralphantasie (sechs Variationen, die letzte Variation in eine Coda mündend) bezeichnet werden. Ergreifend waren die „Litanies"des 1940 gefallenen Franzosen Jehan Alain, ein typisches Beispiel romanischer Orgelmusik.

DeV'T’taibr 2 Orgahfst1' jifi R'iė1ftr b e f geT bfföb mif'WbP -Ta c h--Tn A pW tWflWMm5;W Orgel des Großen Musikvereinssaales technisch gewandt, durchaus diesseitig, es fehlte der Aufschwung der Gläubigkeit. Dagegen nahm sich die „Suite du premier ton“ von Clėrambault mit ihrer barocken Polyphonie besonders in den ruhigen Abschnitten bedeutend besser aus.

Der Chor des Oesterreichischen Rundfunks unter Gottfried Preinfalk hat die sechsstimmige Motette „Das ist gewißlich wahr“ von Heinrich Schütz und die Madrigale des Ge- sualdä von Venosa klar akzentuiert, ausgewogen in den Stimmgruppen und wandelbar im stärkemäßigen Ausdruck gesungen. Von den modernen Autoren sind Kodälys impressionistischer „Feuerreiter“ und die slowakischen Volkslieder von Bartok mit starkem Beifall ausgezeichnet worden. Auch der anwesende Karl Schiske, dessen Vertonung des 99. Psalms von zwei Chorgruppen in der Form einer Anti- phonie und gemeinsamen Lobgesanges tonal nicht schwierig und formal gerafft wirkte, wurde freundlich bedankt.

Mit der nach Chansons und Versen aus dem 18. Jahrhundert für Altstimme und Streichquartett komponierten „Versuchung des heiligen Antonius“

von Werner E g k haben wohl Christa Ludwig durch die Kunst ihrer musikalischen Sprache, durch die kluge Pointierung und die Genrefarben eines Chansons, sowie das Musikvereinsquartett mit dem extrem illustrierenden Naturalismus alle artistische Meisterschaft bewiesen. Das Werk selbst aber (wer kam nur auf die Idee, die Originaltexte zu übersetzen?) ist eine etwas peinliche Angelegenheit. Man erholte sich davon nach der zuträglichen Pause bei dem mit philharmonischem

Glanz exekutierten Klavierquintett in A von Dvorak (Klavier: Walter Klien).

Der schöne, weinlaubumrankte Hof des Deutsch- ritter-OrdenshaUses wär der passende Rahmen für die stark besuchte Matinee, bei der Werke von Mozart und Haydn erklangen. Das Wiener Oktett, der Kammerchoi (Dirigent Thomas Christian David), Hilde Rössel-Majdan und Emmy Loose sowie Erik Werba ernteten viel Beifall. Vor Beginn der Veranstaltung überreichte Professor Wilhelm Rohm dem Wiener Oktett als Anerkennung für das stetige, auch im Auslande erfolgreiche Eintreten für Mozarts Werk die Mozart-Medaille 1958.

Die schöne Jahreszeit begünstigt Veranstaltungen an traditionsreichen Orten. So war das Nieder- österreichische Tonkünstlerorchester mit Dr. Volkmar A n d r e a e auf dem H e i Ligen st ä d t e r Pfarrplatz zu. hören (Beethovens und Bruckners „Sechste“), und am gleichen Ort bot der Wiener Männergesangverein -mit Beethovęns „Wolfsjagd“ (einer Bearbeitung eines iwalliÄtf ölkkWes -'aufAnHgffif d& flfotftSf Thomson) eine ausgesprochene chorische Seltenhėif (Einrichtung und Dirigent Karl Etti).

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