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Ein Theolögenroman

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Ein Theologenroman, der das Leben in einem amerikanischen Priesterseminar schildert, und zwar sehr wahrheitsgetreu und echt. Die Helden des RcTJnans sind fünf junge Studenten aus New York, die sich in jugendlicher Begeisterung für das Priestertum entscheiden und in unzertrennlicher Freundschaft in ein Priesterseminar im Staate Ohio zurückziehen. Die Problematik des Romans liegt im inneren Reifeprozeß dieser fünf Priesterberufe, von denen vier im Laufe der Studien sich als zu schwach erweisen und daher aufgegeben werden. Der fünfte ist echt und wird am Schluß noch durch die Zuneigung eines Mädchens auf die Feuerprobe gestellt, die er besteht. Das Mädchen gelangt bei der Feier der Priesterweihe zur inneren Ruhe und erfährt an dem lauteren Idealismus des Neupriesters die eigene innere Läuterung.

Die wohltuende Eigenschaft dieses Romans liegt in der Unkompliziertheit der Menschen, deren seelische Entwicklung er darstellt. Zum Unterschied zu den meisten zeitgenössischen Romanen ist die Problematik nicht tief, dafür aber echt und von wohltuender Frische. Die Schilderung des Lebens im Prlesterseminar ist wahrheitsgetreu, und äußerlich unterscheidet sich das Leben in einem amerikanischen Priesterseminar kaum von dem in einem euro-.päischen. Der Unterschied liegt vielmehr in den Menschen, Diese Menschen sind, wie schon gesagt, zwar sehr modern, aber unkompliziert, Sie setzen sich auch mit der Eigenart der priesterlichen Erziehung auseinander, aber es geschieht auf einfache Weise Man übertritt die Ordnung und ärgert sich über sie. Die Vorgesetzte»! sind von einer herben, aber offenen Strenge. Die seelischen Krisen sind zwar vorhanden, aber sie werden nicht zu Lebenskrisen. Man überwindet sie.

Dies alles macht uns den vorliegenden Roman sympathisch, und wir begrüßen seine Übertragung ins Deutsche. Man kann sich bei der Lektüre dieses Romans Gedanken über unsere Priestererziehung machen. Vielleicht liegt gerade in der Unkompliziertheit, die wir hervorgehoben haben, sowohl auf der Seite der Priestererzieher als auf Seite der - Theologen der Zug, der für uns beachtenswert ist. Man könnte so aus Vergleichen manche nützliche Beobachtung schöpfen.

Die Cabala. Roman. Von Thornton Wilder. S.-Fischer-Verlag. 262 Seiten.

Ein zweiter „Yankee am Hofe des Königs Artus“: ein junger Amerikaner stößt in Rom auf einen, 6&gen wir, eigenwilligen Zirkel, von dem die ganze Stadt nur mit scheuer Ehrfurcht als von der „Cabala“ spricht. Unbekümmert stürzt sich der Sohn der Neuen Welt in das große Abenteuer. Er will hinter das Geheimnis der Macht und des Einflusses dieser exklusiven Gruppe kommen. Doch was er findet, ist nur ein Museum mit lebenden Puppen. Menschen, die sich an den Taten ihrer Ahnen berauschen, die mit glühendem Eifer Probleme lösen wollen, die seit Jahrhunderten keine mehr sind, die in inhaltslosem Gesellschaftssipiel und hohler Konvention ihr Leben erschöpfen. Der Rest ist Neurasthenie ...

Alle6 hat bei Thornton Wilder seinen doppelten Boden. Bei dem Verfasser der „Brücke von St. Louis Rey“ sucht man nie vergebens nach einem verborgenen Sinn. Warum sollte es in dem vorliegenden Buch anders sein? „Die Cabala“: Kann sie nicht als ein kleines Abbild, ein großes Zerrbild unseres Kontinents, des alten, gelten. Dem Amerikaner Thornton Wilder mag dieser und das Treiben seiner Menschen so erschienen sein. Nicht heut«, sondern schon vor einem Vierteljahrhundert, da er 1926 dieses Frühwerk veröffentlicht«. Mag er auch dabei «in wenig den berühmten Elefanten im Porzellanladen gespielt und auch übersehen haben, daß manch alter Baum trotz abgestorbener Äste gesund und lebenskräftig ist. Die Warnung bleibt. Sie ist 1951 er6t recht nicht zu überlesen. Noch dazu, wo sie in einer literarisch so ansprechenden Form vorgebracht wird.

Dr. Kurt Skalnik

Die Kerzen brennen ab. Roman. Von Alexander M a r a i. Paul-Neff-Verlag, Wien-Berlin. 254 Seiten.

Ein alter General, der auf seinem ungarischen Besitz lebt, erhält den Besuch seines Jugendfreundes Konrad, den er 6eit einundvierzig Jahren nicht mehr gesehen hat. Die beiden Männer haben noch eine alte Rechnung zu begleichen. Die Liebe Konrads zu der Frau des Generals beschwor den tragischen Konflikt herauf und führte zur plötzlichen

Trennung der Freunde. Alle diese Ereignisse läßt der Autor teils in der Erinnerung des Generals wieder aufleben, teils diesem selber in dem nächtlichen Gespräch mit Konrad erzählen. Rückhaltlos deckt der General da« Vergangene auf und deutet mit tiefer Seelenkenntnis und aus der weisen Resignation des Alters heraus das Geschehene. Während de6 langen Gesprächs — eigentlich spricht fast nur der General allein — brennen die Kerzen ab. Als auch das Letzte noch gesagt ist, trennen 6ich die beiden Alten — diesmal wohl für immer. Der Roman zeigt jene sensible, der Vergangenheit melancholisch zugekehrte und psychologisch zergliedernde Betrachtungsweise, die vielen Werken der modernen ungarischen Literatur — man denke an Kör-mertdi und Zilahy — eine eigentümliche Note verleiht. Ein gewisser schwermütiger Reiz ist dem Buch eigen. Die vielen philo6ophiechsn Abschweifungen in der Erzählung des Generals 6ollen als verzögernde Elemente die Spannung erhöhen, doch hat der Autor von diesem Kunstmittel einen etwas zu ausgiebigen Gebrauch gemacht.

Dr. Theo Trümmer

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