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IM STREIFLICHT

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DAS Linzer Landestheater soll im Laufe des nächsten Jahres erneuert, modernisiert und um viele Sitzplätze vermehrt werden, Es mag durchaus sein, daß dieses Vorhaben weniger in einer plötzlich aufflammenden Theaterleidenschaft der Linzer begründe! ist, sondern einfach auf das schnelle Wachstum und die Bevölkerungszunahme der oberösterreichischen Landeshauptstadt zurückzuführen ist. Aber auch in Innsbruck — das sich durchaus nicht im selben Maß vergrößert hat — hegt man ähnliche Pläne: auch dort will man das Landestheater renovieren und erweitern. Das Zusammentreffen dieser beiden Projekte stimmt immerhin nachdenklich, und daran ändert auch die Erinnerung an die eher durch Mißverständnisse als durch Notwendigkeit heraufbeschworene Theatermisere in Graz nichts, während die Nachricht von der Gründung einer neuen Vorarlberger Experimentierbühne unsere Meinung oder besser: Hoffnung eher noch verstärkt: daß nämlich wenigstens „auf dem Lande“, in den anderen österreichischen Städten, das Gespenst der Theaterkrise nicht nur allmählich gebannt worden ist, sondern die Bühnen sogar so etwas wie einen neuen Aufschwung erleben ...

NUR mit Kummer sieht der Wiener, wenn er solche erfreuliche Nachrichten aus den Bundesländern hört, auf das Gebäude „seines“ Burgtheaters. Es heißt, daß sein Wiederaufbau noch Jahre braucht, selbst wenn das jetzige Bautempo durch ein energischeres abgelöst würde, wovon vorderhand nicht einmal die Rede ist. Aber die Wahrscheinlichkeit, daß das Burgtheaterensemble das Ronachergebäude, in dem es seit sieben Jahren spielt, bald räumen muß, wird von Tag zu Tag größer. Was dann? Ursprünglich hat man wahrscheinlich gehofft, das Theater an der Wien als Ausweichstelle zu benützen — aber mit dem Aufbau des Staatsoperngebäudes will's auch kein Ende nehmen; im nächsten Jahre wird es jedenfalls sicher noch nicht bezogen. Wird also aus dem Burgtheater ein Bürgertheater werden, wie man vielfach vermutet? Wahrhaftig, an diese Möglichkeit wollen wir noch nicht einmal denken...

WEINEN könnte man beim Anblick der Wiener Volksoper; an und für sich schon ein Monstrum und einer ganz mißglückten Kreuzung von Gründerzeit-, Jugend- und „Meistersinger" Bühnenbildstil entsprungen, ist ihre Fassade überdies noch seit Jahrzehnten völlig vernachlässigt worden: sie zeigt jetzt schon weniger Verputz als nackte Ziegelmauern -— so ungefähr sehen Ruinen im ersten Stadium ihres Verfalls aus. Unsere Forderung nach neuem Verputz und Überarbeitung der Fassaden wird vermutlich mit dem Hinweis auf ,Geldmangel beantwortet werden. Aber doch: allein mit den Summen, die aufgewendet wurden, um die Staatsoper am Ring vom Fundament bis zu den Dachgesimsen weißzuwaschen und auf tragantenen Hochglanz zu bringen, hätte man nicht nur die Volksoper restaurieren und instand setzen können.

DER Wiener Männergesangver- e i n veranstaltete vor kurzem sein 110. Stiftungskonzert, der Schubert- bund, im 90.' Vereinsjahr stehend,, sein satzungsgemäßes Gründungskonzert. Diese beiden beliebten Chöre verfügen über ein umfangreiches Repertoire,, das auch zur Bereicherung des Rundfunkprogramms herangezogen werden könnte. Erst vor etwa zwei Wochen waren die beiden Chöre im Sender Rot-Weiß-Rot zu hören, und auch während der Weihnachtsfeiertage ist dori eine Sendung vorgesehen. Dürfen wir uns erlauben, diese beiden — aus kräftigen Männern bestehenden Ensembles — auch der schlanken Ravag-Antenne gewissermaßen ans Herz zu legen?

DIE erste Hälfte der O p e r n s p i e 1 z e i t geht zu Ende, und es gilt, Bilanz zu machen. Es gab eine Reihe guter Aufführungen, sogar mit Starbesetzung, aber keine einzige Neuinszenierung eines modernen Opernwerkes. Denn die Salzburger „Danae" und Pfitzners Märchenoper „Christelflein" wird wohl auch der konservativste Musikfreund nicht zum zeitgenössischen Musiktheater, zählen. Weder ein, Komponist der jüngeren noch der mittleren Generation kam an einem der beiden Opernhäuser frisch zum Zuge. Das ist Sehr wenig —- und sehr betrüblich. Die an dieser Stelle in einer sich über Monate hinziehenden Diskussion über den Spielplan gegebenen Anregungen waren also anscheinend „in den Wind gesprochen"!

AUS Oberösterreich wird uns nachstehende Ankündigung eines Kinos in einem altehrwürdigen Städtchen, zugeleitet: „Goldschmuggel nach Virginia — Rauh, aber herzlich: Schießereien im gewohnten Ausmaß. Mit Errol Flynn usw." D a soll man noch sagen, daß die Menschen eines Landes dieselbe Sprache sprechen!

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