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Das Evangelium neu predigen

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Den Aufbau eines neuen Gemeinschaftsbewußtseins in der Kirche „ohne glatten Konsens”, die Hinwendung der Kirche zu den Problemen des „wirklichen Österreichs” und eine neue Evangelisierung Österreichs bezeichnete der Grazer Bischof Johann Weber vor dem österreichischen Katholikentagskomitee in St. Pölten am 11. September als Ziele des Katholikentages, der in genau einem Jahr mit dem Papstbesuch in Wien seinen Höhepunkt finden wird.

Weber betonte, daß sich der Katholikentag — der unter dem Generalthema Hoffnung steht — nicht auf Resolutionen und Grundsatzerklärungen beschränken dürfe, es gehe um einen Aufbruch mit dem Ziel, das Evangelium in Österreich neu zu predigen.

Eindringlich trat Weber für eine „mutige Erneuerung und Verstärkung” der Jugendseelsorge ein. Ebenso forderte der steirische Bischof mehr Umgang mit den „Seismographen” der gesellschaftlichen und geistigen Veränderung wie Künstlern und Publizisten: „Wir dürfen die qualifizierte, echte Auseinandersetzung nicht scheuen.”

Die Kirche habe auch an den drei Parteien und in den Parteien, ebenso bei den Alternativen, einen Dienst mit dem Ziel zu tun: weniger Gereiztheit füreinander, mehr fundierte Stellungnahme von Befugten für Österreich und seine Zukunft.

Besondere Aufmerksamkeit forderte Bischof Weber für „die Menschen, die gescheitert sind. die in unlösbaren Situationen leben”. Dabei gehe es darum, mit diesen Menschen glaubhafte Solidarität zu zeigen, „ohne das Scheitern heiligzusprechen”. Nachdrücklich forderte der Grazer Bischof die Katholiken auf, die „Zuseherlogen und Galerien” zu räumen und beim „Wagnis des Katholikentages mitzuspielen”.

In einer Analyse der Situation der Kirche in Österreich hatte der Bischof darauf hingewiesen, daß es sowohl in der Gesellschaft als auch in der Kirche heute viele Faktoren gebe, die Hoffnung „verdunsten” lassen. Weber nannte dabei für den gesellschaftlichen Bereich vor allem die schwierige materielle Situation, die allgemeine „Lebensermüdung”, das Gefühl vieler Menschen, einen Spinnennetz von Abhängigkeiten ausgeliefert zu sein, und die mangelnde Bereitschaft, für Moral auch Nachteile auf sich zu nehmen.

Im kirchlichen Bereich stellte Weber ein „diffuses Bild” fest: auf der einen Seite gebe es viele negative Statistiken, Verständnislo-sigkeit für das innerste Wesen und den Auftrag der Kirche, die Enttäuschung nach dem Konzil, die „Krise des Amts, die die ganze Kirche in Frage stellt”, auf der anderen Seite stehe der Aufbruch in den Pfarrgemeinderäten, in der Sakramentenpastoral, in der Wallfahrtsbewegung, in der Charismatischen Erneuerung, in der Liebe des Volkes zum Papst, in der Wiederentdeckung der Heiligen, in der neuen Brüderlichkeit zwischen Priestern und Laien.

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