6862313-1977_41_17.jpg
Digital In Arbeit

Der katholische Verleger

Werbung
Werbung
Werbung

Wenn von Publizisten, im besonderen von katholischen Publizisten die Rede ist, denkt jeder zuerst an den Journalisten, dann vielleicht an den Herausgeber, also jenen, der die geistige Richtung eines Blattes oder Verlages bestimmt, kaum jedoch an den Verleger, also jenen, der die materiellen Belange eines Pres- seuntemehmens besorgt. Die bundesdeutsche Praxis hat es auch bislang zumeist vermieden, zwischen Herausgeber und Verleger deutlich zu unterscheiden, dies blieb der österreichischen Judikatur und Lehre Vorbehalten. Das Ergebnis: Der Verleger fuhrt teils ein Schattendasein, teils das Dasein eines Dunkelmannes, teils gar keines.

Der Verleger wird in der medienpolitischen Diskussion ausschließlich als jener dargestellt, der darauf schaut, daß die Kassa stimmt, der nur dem schnöden Mammon ergeben ist. Solche Vorstellungen führen dann zu den Forderungen linker Medienpapiere nach Trennung der publizistischen Macht von der Kapitalmacht. Dabei ist ja nach einem berühmten Bonmot eines österreichischen Zeitungsherausgebers und -Verlegers der Herausgeber ohnehin zumeist ein Hineingeber.

Wer dem Verleger und damit dem Gesamtgefüge einer Zeitung gerecht werden will, muß die Funktionen der mit der Zeitung verbundenen Personen bedenken: Der

Herausgeber, der die geistige Richtung bestimmt; die journalistischen Mitarbeiter, die das Produkt in eigener Verantwortung aber in Übereinstimmung mit der Blattlinie und den Richtlinien des Herausgebers gestalten; die Leser, die nicht dumpfe Konsumenten, sondern lebendige Partner der Zeitung sein sollten und eben der Verleger, der „das Erscheinen des Medienwerkes durch In-Verkehr-bringen der Medienstücke besorgt oder das Unternehmen betreibt, das dieses In-Verkehr-bringen zum Gegenstand hat“. (Entwurf zu einem Mediengesetz, Regierungsvorlage des BM für Justiz, Wien 1976.)

Der Verleger ist zunächst derjenige, der das Marktkonzept einer Zeitung im Auge haben muß, also den Markt kennen soll und im Zusammenwirken mit Herausgeber und Redaktion die Gestaltung der Zeitung und die Verkaufspolitik klären muß. Daß viele unserer Presseprodukte selbst bei Beachtung der gegebenen Grenzen leider am Leser vorbei produziert werden, ist oft dem Mangel an verlegerischer Kompetenz zuzuschreiben. Hier ist also die ständige Frage nach der Qualität, nach dem richtigen

Publikum, nach der richtigen Werbung und vor allem nach der richtigen Abstimmung der Produkte aufeinander zu stellen.

Der Verleger wird, wenn er eine Zeitung betreut, sicher den Ausbau dieses Produktes im Rahmen der zur Verfügung stehenden Möglichkeiten betreiben. Der katholische Verleger wird darüber hinaus stets fragen müssen, was er über die vorhandenen Möglichkeiten hinaus noch tun kann, die christliche Botschaft an die Menschen heranzubringen. Das ist eine Frage nach der Medienkonzeption und Medienpolitik der Kirche schlechthin, aber auch eine Frage nach den Vertriebswegen und nach der wirtschaftlichen Gestion als Grundlage der publizistischen Entfaltung.

Die wirtschaftliche Gestion ist leider ein besonderes Kapitel. Die Kirche war es lange gewohnt, Öffentlichkeitsarbeit und damit Pressearbeit einerseits als Verkündigungsarbeit zu sehen, andererseits auch als Einnahmequelle. So wurde in vielen Fällen der notwendige Zeitpunkt verpaßt, in die Medienarbeit zu investieren und zu Zeiten, als andere bereits viel Geld in Verbesserung und Ausbau von

Produkten gesteckt hatten, noch Geld aus Objekten abgezogen. Die Folge ist nun eine ungenügende Kapitalausstattung. Rettungsaktionen sind wertvoll, wenn kirchliche Pressepolitik aber nur aus Rettungsaktionen besteht, ist das ein Zeichen für große Versäumnisse.

Wenn es um ein kirchliches Medienkonzept geht, so darf in den Überlegungen neben den heraus- geberischen Absichten auch die materielle konkrete Durchführungsmöglichkeit aus der Sicht des Verlegers nicht fehlen. Das Bemühen um ein Medienkonzept, das alle Funktionen der Zeitung erfaßt, ist daher an erster Stelle zu sehen.

Der österreichischen katholischen Presse wurden vor kurzem in einer „Information für führende Multiplikatoren“ namens „TOP“ das Signum eines Medien-King-Kong, also eines riesenhaften Unternehmenspools umgehängt. Das stimmt nicht, auch die genannten Umsatzziffem waren weit überhöht Tatsache ist, daß die Möglichkeit einer Kooperation zwischen den katholischen Verlagen in Österreich noch viel zu wenig genützt sind. Ein erfreuliches Beispiel, hier darf wohl pro domo gesprochen werden, ist die Zusammenarbeit im Rahmen der Trägergesellschaft für die FURCHE.

Es wäre aber darüber hinaus sehr nützlich, auch in Österreich Überlegungen zur Gründung einer Mediendienstleistungsgesellschaft anzustellen, wie sie in der Bundesrepublik bereits in die Tat umgesetzt sind. Die Gründung einer Gesellschaft also, die sowohl von der Bischofskonferenz als auch von potenten Verlagen dotiert wird und die die erforderlichen Mittel für Zielvorhaben im Medienbereich bereitstellen kann.

■*71 in Weiteres ist anzustreben - Ti auch hier wird dem Verleger eine führende Rolle zukommen - nämlich, eine stärkere Integration des katholischen Verlagswesens in den Katholizismus oder die Katholizismen des Landes, eine stärkere Integration zwischen den Organisationen und Institutionen des Katholizismus und ihren Artikulationsmöglichkeiten in der Öffentlichkeit. ‘

Und schließlich sei ein letzter Punkt genannt. Erfreulicherweise ist in letzter Zeit verstärktes Interesse und mehr Bereitschaft für die Ausbildung junger Menschen in publizistischen Berufen zu erkennen. Das wird in erster Linie die Tätigkeit der Journalisten betreffen, es sollten aber die im Verlagswesen beschäftigten jungen Menschen nicht außer acht gelassen werden.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung