7084833-1994_11_15.jpg
Digital In Arbeit

Klare Absage an radikale Kräfte

Werbung
Werbung
Werbung

In Bayern traten unlängst die evangelische und katholische Kirche gemeinsam an die Öffentlichkeit. Für die gesamte Bundesrepublik äußerte sich die deutsche Bischofskonferenz während ihrer jüngsten Frühjahrsvollversammlung in Kloster Reute in Schwaben.

Wesentliche Aussage der Bischöfe war dabei, die Bundesbürger wachzurütteln, damit sie nicht aus Wahlverdrossénheit versäumen, ihre Stimme abzugeben. Eine Nichtbeteiligung käme einer indirekten Unterstützung radikaler Kräfte gleich. Die Beratungen in Reute waren nicht dazu da, Namen zu nennen. Allerdings heißt dies auch nicht, daß die Bischöfe dazu schweigen werden. Noch haben sie Gelegenheit, denn wenige Wochen vor der Bundestagswahl findet die Herbstvollversammlung statt.

Was die Bischöfe wollten, war, Optimismus zu verbreiten und ihren Beitrag dazu leisten, daß die Politikmüdigkeit überwunden wird. So sagen sie denn auch: „Wir verkennen zwar nicht die großen Probleme und Umbrüche, vor denen wit stehen, wir glauben aber auch, daß wir durchaus optimistisch in die Zukunft sehen können. Entscheidend wird sein, ob wir den Hang zur Resignation und Politikmüdigkeit überwinden und die Kraft haben, die notwendigen Umbauten im wirtschaftlichen und sozialen Bereich vorzunehmen.“

„Superwahljahr“ in Deutschland. Da kann es angesichts der sich bewegenden Parteienlandschaft nicht ausbleiben, daß sich auch die Kirchen äußern.

Die größte Belastung zwischen Regierung und katholischer Kirche besteht nach wie vor in der Neufassung des Paragraphen 218. Mit Sorge betrachteten die Bischöfe die Neuformulierung dieses Gesetzes. Was bisher vorgelegt worden sei, zeige, daß die Forderungen des Bundesverfassungsgerichtes nicht genügend umgesetzt würden. Sie würden sogar zum Teil bewußt umgangen. Die Bischöfe forderten, daß die Koalition ihren Entwurf „nachbessere“. So müßten die „Zielorientierung der Beratung“ stärker betont und der „bleibende Unrechtscharakter“ eines Schwangerschaftsabbruchs stärker betont werden. Außerdem könne die Kirche in der derzeit festgeschriebenen Form nicht hinnehmen, wie hinsichtlich einer Abtreibung verfahren werden könne, sollte das zu erwartende Kind voraussichtlich behindert sein oder aus einer Vergewaltigung stammen.

Eines der wichtigsten Themen der Frühjahrsvollversammlung betraf die seelsorgliche Betreuung der Gemeinden. In Deutschland ist inzwischen ein Drittel der Gemeinden verwaist. So meinte auch der Erzbischof von München, Kardinal Friedrich Wetter: „Wir wollen ja nicht nur Testamentsvollstrecker sein. Die Frage ist deshalb: Wie können wir See sorge auf Zukunft hin gestalten.“ Zweifellos handelt es sich hier um eine Frage, die nicht durch einen Studientag gelöst werden kann.

Der Bischof von Rottenburg-Stuttgart, Walter Kasper warnte vor dem „Schreckgespenst, den Priester zu einem reinen Kultfunktionär und pastoralen Supermanager“ werden zu lassen. Der Bischof zeigte auch die Möglichkeiten auf, inwieweit Laien im kirchlichen Dienst mitwirken können. Oftmals bieten sich mehr Möglichkeiten an, als weithin ausgenutzt werden. Diese Mitarbeit beschränke sich nicht nur auf die hauptberuflichen, sondern auch auf alle anderen Mitarbeiter.

Es wurden Wege aufgezeigt, allerdings bedürfen sie noch der Vertiefung. Denn angesichts der Frage der Eucharistiefeier bleibt der Ruf nach dem Priester als Vorsteher der Eucharistie auch weiterhin aktuell. Darüber helfen auch “keine anderen Möglichkeiten hinweg, auch wenn es demnächst in Deutschland möglich sein kann, daß aus bestimmten Anlässen am Sonntagvormittag ökumenische Gottesdienste stattfinden können. Diese Gottesdienste aber sind kein Ersatz für die Eucharistie. Die Probleme bleiben somit weiterhin bestehen.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung