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Ich bin ein Mann des Musiktheaters
Er bereitet zur Zeit an der Wiener Staatsoper Janäceks „Katja Kabanovä“ vor, eine Oper, die er schon in Leipzig und an der Komischen Oper Berlin inszeniert hat und „für eine der besten Opern überhaupt“ hält: Joachim Herz, geborener Dresdner, ausgebildet in Dresden und Berlin, „gelernter“ Opernregisseur und einer der prominentesten Vertreter modernen Musiktheaters Felsensteinscher Prägung.
Er bereitet zur Zeit an der Wiener Staatsoper Janäceks „Katja Kabanovä“ vor, eine Oper, die er schon in Leipzig und an der Komischen Oper Berlin inszeniert hat und „für eine der besten Opern überhaupt“ hält: Joachim Herz, geborener Dresdner, ausgebildet in Dresden und Berlin, „gelernter“ Opernregisseur und einer der prominentesten Vertreter modernen Musiktheaters Felsensteinscher Prägung.
Als Student an der Dresdener Musikhochschule steuerte Herz zuerst das Lehramt für Musikerziehung an, besuchte die Kapellmeisterklasse und blies Klarinette, bis er in der Opernregie (Klasse Heinz Arnold) die Studienrichtung fand, die ihn faszinierte und nun nicht mehr losließ. Bald wurde er Arnolds Assistent, allerdings nur von Samstag bis Montag, denn Dienstag bis Freitag hörte er an der Berliner Humboldt-Universität Musikwissenschaft.
Nach kriegs- und nachkriegs-bedingten Unterbrechungen schuf Herz 1950 seine erste eigene Inszenierung, mit einem Absolventenensemble der Dresdener Musikhochschule (Mohaupts „Bremer Stadtmusikanten“), die so erfolgreich war, daß sie von der Dresdener Staatsoper in den Spielplan übernommen wurde. Mit von der Partie waren damals auch noch Ruth Berghaus, die die choreographische, und Siegfried Kurz, der die musikalische Einstudierung leitete. Die. nächsten Jahre verbrachte Joachim Herz fast durchwegs „auf der Walz“, reiste mit der „Landesoper Dresden“ kreuz und quer durch die Lande und gewann mit seinem Ensemble (das sich auch an Verdi und Puccini wagte) unter oft abenteuerlichen Umständen, in Wirtshaussälen und Turnhallen, in Stahlwerken und landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften völlig neue Publikumsschichten. Dekorationen und Kostüme wurden auf Lastwagen mitgeführt, auch ein größerer Vorrat an Kerzen durfte nie fehlen, um gegen etwaige Stromausfälle gewappnet zu sein.
1953 wurde Joachim Herz ins Mekka moderner Musiktheaterpflege, an Walter Felsensteins Komische Oper Berlin, berufen, wo seine Vorliebe für satirische Musikkomödien und musikalische Volksdramen ein reiches Aufgabenfeld fand: „Hochzeit des Jobs“ von Haas, „Albert Herring“ von Britten, Henzes „Junger Lord“, „Turandot“, „Macht des Schicksals“. Eine amerikanische „Schwejk“-Oper, die er in Brechtscher Manier auf die Bühne brachte, trug ihm eine Einladung des „Berliner Ensembles“ ein, eine Einladung, die er als seine „größte Auszeichnung bisher“ bezeichnet. Angenommen hat er sie allerdings nicht. Und warum? „Ich bin schließlich ein Mann des Musiktheaters — Schauspiel, moch dazu dort — das wäre sicher schiefgegangen!“
Obwohl er bei ihm „unendlich viel“ gelernt hatte, entfloh Joachim Herz 1956 den „väterlichen Fittichen“ Walter Felsensteins, um sich auf eigene Füße zu stellen, ging zuerst nach Köln („Tobias Wunderlich“ von Haas) und anschließend nach Leipzig. Seit 1959 leitet er das Leipziger Opernaus als Direktor.
Mit der Eröffnungsoper des neuen Opernhauses in Leipzig,den „Meistersingern von Nürnberg“, demonstrierte Herz zusammen mit seinem Bühnenbildner Rudolf Heinrich zum erstenmal jenen weder der Alt- noch der Neu-Bayreuther Linie folgenden Wagner-Stil, den er jetzt in seinem großen „Ring“-Urtternehmen, das bis 1976 abgeschlossen sein soll, konsequent weiterentwickelt. In Leipzig führte Joachim Herz Strauss' „Frau ohne Schatten“ zu einem außerordentlichen Publikumserfolg, inszenierte „Boris Godumow“, „Fürst Igor“ und Tschaikowskys „Jungfrau von Orleans“, aber auch „Cosi fan tutte“ und „Xerxes“ (eine Aufführung, die heuer noch in Wiesbaden, beim Flandernfestival und in der CSSR gastieren wird). In der kommenden Saison wird er Meyerbeers „Hugenotten“ herausbringen und — als Erstaufführung in der DDR — Bergs „Lulu“.
Auch an Einladungen ins Ausland hat es nie gefehlt, achtmal allein inszenierte Herz am Teatro Colon in Buenos Aires (vor allem Mozart und Rossini), am Bolschoitheater in Moskau war er der erste ausländische Regiegast überhaupt und inszenierte dort nach dreißigjähriger völliger Wagner-Abstinenz den „Fliegenden Holländer“. Wiens Opernfreunde, die sich vielleicht noch an Herz' „Freischütz“ an der Volksoper erinnern (an den er selbst sich nicht so sehr gern erinnert), dürfen auf sein Staäts-operndebüt — gleichzeitig ja auch das arg verspätete der Oper „Katja Kabanovä“ —in jedem Fall gespannt sein.
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