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Der Großgrundbesitz

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Das Bild, das die „Furche“ in mehreren dankenswerten Aufsätzen der letzten Zeit von der heutigen Situation der Landwirtschaft entworfen hat, wäre nicht vollständig, wenn nicht auch Wesen und Lage der Gutsbetriebe in diesem

das sind 8,4 Prozent Besitz über hundert Hektar.

In den Bundesländern, mit Ausnahme des Burgenlandes, ist der landwirtschaftliche Großgrundbesitz flächenmäßig gering. Sieht man von dem Burgenland mit seinen Sonderverhältnissen ab, so verringert sich der Prozentsatz auf sechs Prozent. Von diesen sechs Prozent fallen jedoch noch beachtliche Flächen weg, die nicht zum Großgrundbesitz zu zählen sind: Man ist gewöhnt, unter Gutsbetrieben Betriebe über 100 Hektar zu verstehen. Es gibt aber eine Reihe rein bäuerlich geführter Gehöfte, wie zum Beispiel die großen Vierkanthöfe in Oberösterreich, die oft wesentlich mehr als 100 Hektar haben, oder die bäuerlichen Viehwirtschaften mit großen Wiesenflächen in der Steiermark, welche man keinesfalls als Gutsbetriebe bezeichnen kann.

Seit dem Jahr 1939, aus dem die Statistik stammt, wurden durch freiwillige Abgabe von Grund und Boden des Großgrundbesitzes in Niederösterreich allein über 5600 Hektar abverkauft. Wenn wir alle diese Flächen abziehen, so wird das Verhältnis Gutsbetrieb zu bäuerlichem Betrieb wohl kaum größer als mit 5,2 Prozent anzunehmen sein.

Alle jene Bevölkerungsteile, die nicht unmittelbar in der Nähe einer sogenannten „Herrschaft“ leben oder mit einem Gutsbesitz in Kontakt sind,

DIE ÖSTERREICHISCHE FURCHE MESSEBEILACE

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Zusammenhang beleuchtet würden.

Die landwirtschaftlich genutzte Fläche mit Ausnahme des Waldes, der Talweiden und der Almen beträgt in Osterreich 3,1 8 0.0 0 0 Hektar. Diese teilen sich in:

machen sich vielfach eine ganz falsche Meinung von dieser Besitzform. Sie sehen vielfach nur das stolze Schloß, um das sich der Betrieb lagert, und fragen sich nicht, wie schwierig und kostspielig die Erhaltung solcher Anlagen heute geworden ist. Schloß, Park und Allee sind heute keinesfalls mehr Luxus, sie zu erhalten ist traditionelle Aufgabe, weil der Gutsbesitzer eben nicht Kapitalist, sondern nur konservativ sein muß, nicht

Ausbeuter, sondern Erhalter. Ferner: Der Großteil der landwirtschaftlichen Gutsbetriebe Österreichs liegt im Osten des Landes, in jenen Teilen, in denen der Krieg mit voller Wucht getobt hat. Der M e i e r h o f ist ein Ideal-gebilde für Einquartierung. Es war daher selbstverständlich, daß die einmarschierenden Truppen den Meierhof in Beschlag nahmen und Monate, in vielen Fällen auch Jahre, auf diesem Meierhof verblieben. Total leer und in den meisten Fällen durch die Kriegshandlungen weitgehend zerstört, die Felder als Unkrautmeer, wurden diese Be-

triebe nur allmählich in den Jahren 1945, meist aber erst 1946 und 1947 wieder in Bewirtschaftung genommen.

Um dazu nur einige statistische Zahlen zu nennen: Auf 42 bücherlich durchgearbeiteten Gutsbetrieben in Niederösterreich sind verlorengegangen: 68 Prozent der Traktoren, 92 Prozent der Pferde, 96 Prozent der Kühe.

Wenn heute der allergrößte Teil dieser Schäden wieder ausgeglichen ist, so ist dies der Stolz der gesamten Inwohner des Gutsbetriebes, daß sie sozusagen mit nichts beginnend ihre Wirtschaft wieder in Ordnung gebracht haben.

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