„Perspektiven aus der Katholischen Soziallehre für die zukünftige Gestaltung der Wirtschaft" lautete der Titel des hier auszugsweise wiedergegebenen Referates beim Forum Ostarrichi 1992 des Katholischen Laienrates (siehe auch „Klipp und klar", Seite 2)
Wie steht die Kirche nach der Überwindung des realen Sozialismus zum Kapitalismus? Johannes Schasching analysiert die Reaktionen auf die Enzyklika „Cente-simus annus", die 100 Jahre katholische Soziallehre abrundete.
In der sowjetischen Enzyklopädie, in der über die Begründer und Kenner der marxistischen Philosophie eingehend berichtet wird, steht ein ausführlicher Artikel über einen westlichen Autor: P. Gustav Andreas Wetter. Es. wird ihm hohes Lob gespendet, weil er wie wenige andere die russische Philosophie kennt und weil er sich in der Darstellung des dialektischen Materialismus jeder unwissenschaftlichen Polemik enthält. Nur ein Fehler wird ihm angekreidet: Er steht im Dienst der vatikanischen Diplomatie.P. Gustav Wetter, am 4. Mai 1911 in Mödling geboren, vorige Woche -am 5. November- in Rom
Die Sozialenzyklika „Centesimus annus" sagt es mit Eindringlichkeit: Es muß alles getan werden, daß die katholische Soziallehre „in jenen Ländern bekannt gemacht und in die Tat umgesetzt werde, wo sich nach dem Zusammenbruch desVealen Sozialismus eine ernste Desorientierung beim Werk des Neuaufbaues zeigt".
Eines ist sicher: Die neue Sozialenzyklika „Centesimus Annus" wird lebhafte Diskussionen auslösen. Die einen werden in ihr eine Bestätigung der Marktwirtschaft sehen, andere werden sagen, daß die Kirche noch immer nicht verstanden hat, was Kapitalismus ist.
Kirche und Arbeiterschaft auf der Basis ökonomischen Sachverstandes zu versöhnen, ist seit 1930-das Anliegen des Mannes, dessen Handschrift die Enzyklika „Quadragesimo anno" trägt
Um die wirklich ernsten Probleme der Wirtschaft zu lösen, wird es nicht einmal reichen, perfekt auf dem wirtschaftspolitischen Klavier zu spielen. Eine neue Grundhaltung aller ist heute dringend gefordert.
Wir sprechen heute von einer zunehmenden Subjekti-vierung der Werte. Das will besagen, daß auch sehr zentrale menschliche und zwischenmenschliche Werte ihre absolute Gültigkeit verlieren und unter die Bedingung der Zumutbarkeit gestellt werden. Solche Zentr'alwer-te gelten nur so lange, als keine unzumutbaren Opfer abverlangt werden, wobei die Zumutbarkeit sehr individuell bestimmt wird.Diese Subjektivierung der Werte ist mit ein Grund für das zunehmende Auseinanderfallen von individueller und sozialer Moral. Man ist durchaus noch gewillt, das unmittelbar erfahrbare zwischenmenschliche
Es entspricht nicht den Tatsachen, wenn man sagt, daß die Berufstätigkeit der Frau eine Erscheinung der Neuzeit sei. In einer Gesellschaft, in der 80 Prozent der Bevölkerung in der Landwirtschaft tätig war, hatte die Frau einen ganz wesentlichen Anteil an der Produktion. Und sie war dort alles eher als die ungelernte Hilfskaft, sondern verfügte über ein hohes Maß an beruflichem Können.Das entscheidend Neue unserer Gesellschaft ist, daß sich diese Berufsarbeit der Frau außerhalb der eigenen Familie vollzieht...Der wirtschaftliche Rollenwandel der Frau wird von einem tiefgreifenden