Sparschwein

Verhaltensökonomin Gangl: „Ich investiere Geld und kann Gutes tun“

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Gewinnbringend und zugleich nachhaltig investieren: Das geht. Wie man sich für das richtige Produkt entscheidet, erklärt IHS-Expertin Katharina Gangl.

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Gewinnbringend und zugleich nachhaltig investieren: Das geht. Wie man sich für das richtige Produkt entscheidet, erklärt IHS-Expertin Katharina Gangl.

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Frauen achten bei Investitionen auch auf ethische Aspekte, Männer fokussieren eher auf den Gewinn. Beides muss sich aber nicht ausschließen, erklärt die Verhaltensökonomin Katharina Gangl vom Institut für Höhere Studien. Wichtig sei nur, den Überblick zu behalten und keine Investments zu tätigen, bei denen man das Produkt nicht verstanden hat.

DIE FURCHE: Welche Menschen entscheiden sich für nachhaltiges Investieren? Katharina Gangl: In unseren aktuellen Daten aus Österreich investieren vor allem Menschen mit höherem Einkommen, mehr Bildung, mehr Umweltwerten nachhaltig. Auch Frauen investieren eher nachhaltig als Männer. Grundsätzlich kann man sagen: Je mehr Menschen über nachhaltiges Investieren wissen, desto eher investieren sie auch in solche Produkte. Hier spielen auch Vorurteile eine große Rolle – es hält sich hartnäckig der Glaube, dass man mit nachhaltigen Investments weniger Geld verdient als mit klassischen Investments – aber das stimmt so nicht. Um dieses Wissen zu überprüfen bzw. auch zu trainieren, haben wir gemeinsam mit zwölf Expertinnen und Experten aus verschiedenen österreichischen Institutionen einen Online-Selbsttest entwickelt.

DIE FURCHE: Hat nachhaltiges Investieren auch etwas damit zu tun, wie wir als Gesellschaft zu Geld stehen?
Gangl:
Ich glaube, es hat immer schon Menschen gegeben, die mit ihrem Geld mehr bewirken wollten, als es nur zu vermehren. Aufgrund der Umweltkrise denken aber immer mehr Menschen so, und schließlich wird diese Bewegung auch von neuen EU-Regulierungen unterstützt. Seit letztem Jahr müssen Banken beispielsweise Investorinnen und Investoren fragen, ob sie nachhaltig investieren bzw. auch ESG-Kriterien (E = environment, S = social, G = governance) berücksichtigt haben wollen.

DIE FURCHE: Entscheidet man sich, wenn man nachhaltig investiert, automatisch auch dafür, weniger Gewinne in Kauf zu nehmen?
Gangl:
Nein. Wenn jemand Geld investieren will, dann sollte diese Person natürlich die klassischen Basisfaktoren beachten. Wie viel Geld kann ich für wie lange entbehren? Welches Risiko bin ich bereit zu tragen? Kann ich das Geschäftsmodell hinter dem Investment nachvollziehen? Wenn diese Person dann zusätzlich auch Aspekte der Umwelt, des Sozialen oder der governance berücksichtigt, ist das kein Nachteil gegenüber klassischen Investitionen. Möglicherweise sind ESG-Investments sogar risikoärmer, weil beispielsweise das Risiko, in veraltete Geschäftsmodelle rund um Öl zu investieren, geringer ist.

DIE FURCHE: Welche Rolle haben große Unternehmen, wenn es darum geht, nachhaltige Investments zu setzen? Können sie quasi die „Nachfrage“ verändern? Gangl: Ich denke schon. Große Pensionsfonds können durch ihre Investitionsentscheidungen maßgeblich Geldflüsse in die nachhaltige Transformation der Wirtschaft lenken. Zusätzlich können sie durch ihre Größe und Professionalität auch viel besser ihre Wünsche bei den Unternehmen deponieren.

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