Suizid - © Foto: Pixabay

Suizidgefährdung: Zunächst geht es um Beziehung

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Wie geht angemessene mediale Berichterstattung zu Suizid(versuchen)? Ein Gastkommentar aus aktuellem Anlass.

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Wie geht angemessene mediale Berichterstattung zu Suizid(versuchen)? Ein Gastkommentar aus aktuellem Anlass.

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In diversen Aussendungen der letzten Tage prangern aus tragischem, aktuellem Anlass renommierte Einrichtungen wie der Presseclub Concordia, die katholischen Publizistinnen und Publizisten, das Frauennetzwerk Medien und etliche andere eine „unfassbare Hetzjagd“ gegen einzelne Menschen in den sozialen Netzwerken an. Das stimmt uneingeschränkt – wir müssen zu Regeln finden, wie wir mit Andersdenkenden auch online besser kommunizieren.

In zahlreichen Solidaritätsnoten im Netz wird nun nach Schuldigen gesucht, die für diese vermeintliche Verzweiflungstat zur Verantwortung gezogen werden sollten. Vor fünf Jahren starb mein Sohn Tobias durch Suizid. Bis heute wirkt diese Katastrophe bei seinem Freundeskreis und bei uns in der Familie nach. Aber nach Schuld fragt niemand. Das ist keine Kategorie, die im Andenken an einen Verstorbenen eine Rolle spielt.

Bei aller nachvollziehbarer Kritik an einer „Hetzjagd“: Wissen wir denn sicher, was die Hintergründe in den Stunden vor einem Versuch, sich das Leben zu nehmen, wirklich waren? Sollten nicht gerade renommierte Journalisten und Journalistinnen wissen: Man veröffentlicht Informationen erst dann, wenn diese von mehreren Seiten bestätigt sind. Ganz besonders gilt das beim Verdacht auf Selbsttötung: Suizid und Suizidversuche sind nie monokausal.

Angehörige und Betroffene lesen mit!

Wenn das Leben nur so einfach wäre, wie das so mancher Populist eben glauben machen möchte. Doch das ist es nicht. Wenn jetzt in der völlig zu Recht aufgebrachten Journalisten-Blase die Forderung nach Regeln für die Kommunikation in sozialen Medien gefordert wird, dann ist das großartig. Lasst uns also nach Regeln suchen, aber lasst uns nicht in einen ähnlichen Ton verfallen, wie jenen, den es zu kritisieren gilt. Und vor allem sollte man nie vergessen, dass immer auch Angehörige, persönlich Betroffene, vielleicht auch Hinterbliebene bei diesem Diskurs mitlesen.

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