THEMA: MONATLICHES THEMA
Die drei monotheistischen Religionen sind Offenbarungsreligionen. Sie gehen davon aus, dass sich Gott dem Menschen mitgeteilt hat. Er will mit ihm eine Beziehung eingehen. Ein zentraler Aspekt fürs Verstehen dieser Religionen bildet die Vorstellung davon, wie diese Gott-Mensch-Beziehung aussehen soll. Auch die Beschaffenheit des interreligiösen Dialogs hängt von der Vorstellung ab, was Gott vom Menschen will.
Eine zentrale koranische Aussage fasst die Erwartungen Gottes an die Menschen so zusammen: "Die Muslime und diejenigen, die dem Judentum angehören, und die Christen und die Sabäer, alle, die an Gott und den Jüngsten Tag glauben und Rechtschaffenes tun, denen steht bei ihrem Herrn ihr Lohn zu, und sie brauchen am Tag des Gerichts keine Angst zu haben, und sie werden nach der Abrechnung am Jüngsten Tag nicht traurig sein"(Koran, 2:62)
Hier nennt der Koran ein Minimum an Substanz, um in die ewige Glückseligkeit zu gelangen. Genau diese drei Aspekte, der Glaube an den einen Gott, an das Jenseits, sowie der Ausdruck des Glaubens durch aufrichtiges Handeln, werden von allen drei Religionen gefordert. Die Herausforderung bleibt jedoch, wie dies in die Lebenswirklichkeit der Menschen übersetzt wird. Was bedeutet, an Gott und an das Jenseits zu glauben? Ein Lippenbekenntnis reicht sicherlich nicht aus. Was bedeutet aufrichtiges Handeln? Allein religiöse Rituale zu verrichten wird nicht genügen. Der Dialog darf nicht darauf beschränkt sein, etwas über die andere Religion zu erfahren, sondern muss sich mit lebensnahen Fragen der Menschen auseinandersetzen und nach Antworten aus verschiedenen religiösen Standpunkten suchen. Dann geht es im Dialog nicht darum, welcher der richtige Weg zu Gott ist, sondern wie Religionen zur Glückseligkeit des Menschen beitragen können.
Der Autor leitet das Zentrum f. Islam. Theol. an der Uni Münster
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