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Dialog mit dem Islam

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Christliche und islamische Autoren geben eine wissenschaftlich fundierte und doch allgemein verständliche und handliche Zusammenschau der heutigen Situation zwischen den beiden Religionen und der Möglichkeiten eines Dialogs. Es ist der erste Band einer Reihe „Islam und westliche Welt”, die nach dieser Einführung weitere Detailfragen untersuchen will.

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Christliche und islamische Autoren geben eine wissenschaftlich fundierte und doch allgemein verständliche und handliche Zusammenschau der heutigen Situation zwischen den beiden Religionen und der Möglichkeiten eines Dialogs. Es ist der erste Band einer Reihe „Islam und westliche Welt”, die nach dieser Einführung weitere Detailfragen untersuchen will.

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Zunächst werden die allgemeinen Merkmale des Islams als prophetische Offenbarungsreligion biblischer Tradition und arabischer Prägung in ihrer historischen Entwicklung und in der Auseinandersetzung mit der modernen Welt herausgearbeitet, Entstehung und Bedeutung des Korans als verkündigte Botschaft erläutert und eine Anleitung zum Lesen des Korans gegeben. Der zweite Teil des Buches befaßt sich mit dem gegenwärtigen Stand der Beziehungen zwischen Moslems und Christen. Auch hier hat das Zweite Vatikanische Konzil die Tore geöffnet.

Das Verhältnis der Christen zu den Moslems ist noch immer vielfach von Mißtrauen gekennzeichnet und durch die historischen gewaltsamen Auseinandersetzungen belastet. Um so wichtiger ist heute ein gegenseitiges Ken- nenlemen, und zwar nicht nur in der Begegnung führender Repräsentanten, wie jüngst in den Theologengesprächen von St. Gabriel (siehe Seite 9), sondern auf einer breiteren Basis. Dazu bietet dieses Buch eine Handhabe. In einer Zeit, die sich mit dem fortschreitenden Atheismus auseinanderzusetzen hat, muß über die christliche

Ökumene hinaus die Beziehung zu den anderen monotheistischen Weltreligionen gepflegt werden, und gerade gegenüber dem Islam ist hier vieles nachzuholen.

Besonders die Stellungnahmen der islamischen Autoren sind für uns aufschlußreich; sie zeigen viel Bereitschaft zu echtem Verständnis, ohne die Schwierigkeiten zu verschweigen. Geht es doch vor allem darum, den polemischen Geist zu überwinden, ohne falsche Kompromisse. Volle Aufrichtigkeit ist die Voraussetzung des Dialogs. Mission und Dialog, das betonen vor allem die islamischen Autoren, schließen einander aus. Dialog darf niemals das offene oder versteckte Ziel der Bekehrung haben. Die Pflicht des Apostolats bleibt, aber in geläuterter Form. Es gibt heute keine „heiligen Kriege” mehr. Unsere Pflicht ist es, Zeugnis zu geben, Gottes Sache ist es, zu bekehren. Zusammenarbeit ohne Selbstaufgabe ist nicht nur möglich, sondern auch notwendig, vor allem auf sozialem Gebiet, in gemeinsamen karitativen Unternehmungen und im gemeinsamen Interesse der Sicherung des globalen Friedens.

Aber auch für das praktische Zu sammenleben mit den in unserem Kulturkreis lebenden Moslems gibt das Buch Hinweise und unterstreicht die Gefahren der allzugroßen Isolierung vor allem der Jugendlichen unter den Gastarbeitern. Der mohammedanische „Kolaric” hat es noch viel schwerer, als sein aus einem christlichen Land kommender Bruder.

Die Stellung der Christen (und der Juden) in der islamischen Gesellschaftsordnung war immer schon von einer gewissen Toleranz bestimmt, die mit den gemeinsamen Wurzeln des Glaubens an den einen Gott begründet wurde. Aber wer weiß schon, daß im Koran etwa zu lesen steht: „O Volk der Bibel, kommt herbei zu einem Wort, das gleich ist zwischen uns und euch; daß wir keinen anbeten außer Gott und daß wir ihm keinen Nebenbuhler zur Seite stellen und daß nicht die einen unter uns die anderen zu Herren nehmen… Streitet nicht mit dem Volk der Bibel, es sei denn in der besten Art… Jeder hat ein Ziel, nach dem er strebt: wetteifert daher miteinander in guten Werken. Wo immer ihr auch seid, Gott wird euch zusammenführen, er hat die Macht, alles zu tun, was er will…”

MOSLEMS UND CHRISTEN - PARTNER? Herausgegeben von Michael Fitzgerald, Adel Th. Khoury und Werner W an z ura. Verlag Styria, Graz. 205 Seiten. öS 180,-.

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