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Die Sorgen der HoLzwirtschaft

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Bei einem Waldanteil von 57 Prozent der Landesfläche ist Kärnten knapp vor der Steiermark das waldreichste Bundesland. Holz und die aus ihm gewonnenen Produkte — Schnittholz, Zellulose, Papier, Platten, Möbel und eine Reihe anderer Industrieerzeugnisse — umfassen über die Hälfte der Kärntner Exporte. Allein dies spricht für sich und beweist die Bedeutung der Forst-und Holzwirtschaft für Kärnten. Wenig allerdings können diese Fakten über die Probleme und Sorgen von heute und morgen aussagen, von denen diese Wirtschaftszweige keineswegs verschont bleiben. Nichts sagen sie auch über die meist ungenannten und fast immer unbedankten überwirtschaftlichen Leistungen der Forstwirtschaft denn was wäre der Fremdenverkehr und wie stünde es um den Schutz vor Lawinen und Hochwasser, ohne entsprechend vielen, und auch richtig gepflegten Wald?

Die Waldfläche Kärntens ist in den letzten Jahrzehnten trotz Autobahn- und Kraftwerksbau, Rodung für Schiabfahrten und Hochspannungsleitungen und trotz Ausdehnung mancher Siedlungen auf Kosten des Waldes kontinuierlich auf rund 550.000 ha gestiegen. Verantwortlich dafür ist in erster Linie die Aufforstung von landwirtschaftlichen Grenz-ertragsböden und der Zuwachs an Waldflächen auf den nicht oder nur noch mangelhaft beweideten Almen. Theoretisch entfällt heute auf jeden Einwohner Kärntens ein Hektar Wald; ein Wert, der in Europa nur in den skandinavischen Ländern überschritten wird. Etwa 25.000 Waldbesitzer bewirtschaften diese Fläche, zu 75 Prozent Bauernwald in der Größenordnung unter 200 ha, 21 Prozent gelten der amtlichen Statistik nach als Forstbetriebe, nur knappe vier Prozent sind - historisch bedingt — Staatswald.

Für die Forstbetriebe, vom Eigentümer über das Forstpersonal bis zu den Forstarbeitern, sind die Einnahmen aus dem Holzverkauf meist die einzige Einnahmsquelle. Für den Bauern, insbesondere den Bergbauern, zählten sie neben der Viehwirtschaft ebenso zur Existenzgrundlage. Wenn nicht nur die Waldfläche, sondern ebenso Holzvorrat und Zuwachs laufend steigen, wie es uns die Forstinventur beweist, ist dies eine Folge der besseren Bewirtschaftung unserer Wälder, insbesondere des Forstwegebaues, der erst eine intensivere und kleinflächige Wirtschaft ermöglicht. Nicht vergessen sei die Aufgeschlossenheit gerade auch der bäuerlichen Waldbesitzer, die erst eine erfolgreiche

Beratung durch Landwirtschaftskammer, Förstbehörde und nicht zuletzt die Forstliche Ausbildungsstätte in Ossiach ermöglicht.

Der gesamte Holzeinschlag Kärntens von 1,6 bis 1,9 Millionen Festmetern wird bis auf bescheidene Mengen, die als Rohholz exportiert werden, im eigenen Bundesland weiterverarbeitet. Die Kärntner Sägeindustrie mit rund 300 Betrieben aller Größenordnungen hat heute eine Kapazität von über 1,6 Millionen Festmetern jährlich, der ein Anfall von Sägerundholz im Bundesland von 1,2 bis 1,3 Millionen Festmetern gegenübersteht, so daß der Rest aus anderen Bundesländern und zum Teil aus dem Ausland besorgt werden muß. Auch die Zellulose-, Papier- und Plattenindustrie kann ihren Rohstoffbedarf nicht zur Gänze in Kärnten decken, was aber nicht ausschließt, daß es zeitweise, wie gerade im letzten Jahr und noch andauernd, auch zu einer Uberversorgung kommen kann.

Der langfristigen Prognose nach wird der Holzbedarf der Welt bis zum Jahr 2000 laufend steigen. Zu den wenigen Ländern, in denen eine echte Produktionssteigerung bei nachhaltiger Nutzung möglich ist, gehört Österreich und damit auch Kärnten. Voraussetzung dafür ist ein ausreichender Ertrag, der zur

Produktionssteigerung eingesetzt werden kann, und der nicht laufend durch Erhöhung der Belastung, gerade auch der vom Ertrag unabhängigen Steuern und Abgaben, ausgehöhlt wird.

Für den Bauernwald sind ausreichend Förderungsmittel - sie werden von Jahr zu Jahr geringer

— notwendig und für alle Besitzgrößen günstige Kreditmöglichkeiten zur Weiterführung des Wegebaues, um die Durchforstungs-reserven nutzen zu können.

Seit einem Jahr befinden sich Forstwirtschaft und Sägeindustrie in Zusammenhang mit der Weltwirtschaftslage und der geringen Bautätigkeit in einem Tief, von dem niemand sagen kann, ob die Talsohle schon erreicht ist. Wenn der Rohholzpreis gegenüber der ersten Jahreshälfte 1981 um rund 250 Schilling pro Festmeter gesunken ist, bedeutet dies für Kärntens Waldbesitzer einen Einnahmenentfall von rund 350 Millionen Schilling. Der für die Kärntner Sägeindustrie entscheidende italienische Markt wird derzeit nicht nur von den traditionell nach Deutschland oder in den Levanteraum exportierenden nördlichen undostlichen Bundesländern zusätzlich beliefert, sondern durch ausgesprochene Dumpingexporte aus der CSSR schwer gestört.

Trotz der schwierigen Situation für nahezu alle Bereiche der Forst- und Holzwirtschaft gehören diese Wirtschaftszweige mit ihrer langen Tradition zugleich zu denen mit den besten Zukunftsaussichten. Voraussetzung dafür sind allerdings nicht nur eine Besserung der Weltwirtschaftslage, sondern nicht minder die Einsicht der verantwortlichen Stellen, daß nicht einem Wirtschaftszweig, der noch nie um Subventionen gebettelt hat, die Freude am selbständigen Arbeiten genommen werden darf — und das Verständnis der Öffentlichkeit dafür, daß der Wald zu allen seinen anderen Funktionen auch Arbeitsstätte für Zehntausende Menschen und Rohstofflieferant für einige unserer wichtigsten Wirtschaftszweige ist, Arbeit im Wald also zugleich Sicherung unserer wirtschaftlichen Existenz bedeutet.

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