schnurbeineins - © Paul Maier

EU-Antisemitismus-Beauftragte von Schnurbein: "Für Juden ist die FPÖ eine Gefahr"

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Rechte Parteien würden sich aktuell auf die Seite Israels stellen, um sich damit "reinwaschen" zu können: Das sagt die Antisemitismus-Beauftragte der Europäischen Union, Katharina von Schnurbein. Ein Interview über die Folgen des 7. Oktober 2023, die Frage, ab wann Kritik an Israel antisemitisch ist und den Vorwurf, die linke Kulturszene hätte ein Antisemitismusproblem.

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Rechte Parteien würden sich aktuell auf die Seite Israels stellen, um sich damit "reinwaschen" zu können: Das sagt die Antisemitismus-Beauftragte der Europäischen Union, Katharina von Schnurbein. Ein Interview über die Folgen des 7. Oktober 2023, die Frage, ab wann Kritik an Israel antisemitisch ist und den Vorwurf, die linke Kulturszene hätte ein Antisemitismusproblem.

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DIE FURCHE: Frau von Schnurbein, Sie sind seit 2015 Antisemitismusbeauftragte der Europäischen Union. Wie muss man sich Ihr Aufgabengebiet vorstellen?

Katharina von Schnurbein: Ich wurde 2015 von der Europäischen Kommission als erste Antisemitismusbeauftragte ernannt. Der Posten wurde nach dem Anschlag auf Charlie Hebdo gemeinsam mit einem Beauftragten für antimuslimischen Hass geschaffen. Damals wurde deutlich, dass uns diese Anschläge alle angehen, dass sie gegen unsere Werte gehen, unsere Freiheit, die Demokratie. Und daraus entstand dieser Posten. Ich habe drei Aufgaben: Erstens stehe ich in engem Kontakt mit den jüdischen Gemeinden. Zweitens mache ich politische Vorschläge, berate die Kommissare. Ich berichte direkt an den Vizepräsidenten, der zuständig ist für die „Förderung der europäischen Lebensweise“. Und das zeigt auch schon, in welchem Rahmen die Kommission das sieht: Jüdisches Leben gehört hier in Europa seit 2000 Jahren dazu. Drittens gilt es für mich dranzubleiben, dass die jeweiligen Beschlüsse in meinem Bereich auch umgesetzt werden.

DIE FURCHE: Welchen Hintergrund bringen Sie persönlich mit? Warum hat man beschlossen, ausgerechnet eine Deutsche in den Kampf gegen Antisemitismus ziehen zu lassen? War die Familie von Schnurbein in irgendeiner Weise im Widerstand? Oder haben Sie sonstige familiäre, persönliche Berührungspunkte mit dieser Thematik?

Von Schnurbein: Bei uns zu Hause wurde sehr viel über die Verantwortung, die wir als Deutsche gegenüber Juden und gegenüber Israel haben, diskutiert. Im Bayerischen Wald, wo ich aufgewachsen bin, gab es weit und breit keine jüdische Gemeinde. Die nächste war in Straubing.

Wir standen mit der Gemeinde in Kontakt, haben den Holocaust-Überlebenden zugehört, wenn sie von ihren Erlebnissen berichteten. Ich war zehn, zwölf Jahre alt und war sehr beeindruckt. Meine Magisterarbeit – ich habe Slawistik studiert – handelte dann auch von einem autobiographischen Roman eines Juden, der in Prag im Untergrund überlebt hat. Aber nein, ich habe keine Qualifikation im Sinne eines Judaistik-Studiums oder ähnlichem.

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