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Der ruhmvollen Geschichte treu

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Die Erzdiözese Salzburg umfaßt das gleichnamige Bundesland und Tirol bis zur Ziller. Letztere Grenze geht auf den heiligen Bonifatius zurück (739), der die römische Reichseinteilung berücksichtigte, nach welcher die Ziller die Grenze zwischen Norikum und Raetien bildete. Salzburg ist die älteste der jetzt existierenden Diözesen Österreichs, wurde schon 798 zum Erzbistum erhoben und dadurch der eigentliche Mittelpunkt der kirchlichen Kulturmission. Die umfangreiche Missionsarbeit der Salzburger Bischöfe erstreckte sich tief nach Pannonien und Karantanien, so daß 796 und 811 Grenzregulierungen gegen das Patriarchalgebiet von Aquileja notwendig wurden, wobei die Drau als südliche Grenze bestimmt wurde. Nach Einverleibung von Neutra und Sabaria (Steinamanger) erstreckte sich die Erzdiözese vom Chiemsee bis zur Theiß in Ungarn und von der Donau bis zur Drau im Süden. Dies festzuhalten ist von Wichtigkeit, mit Rücksicht auf den im kommenden Juli in Salzburg stattfindenden Con-gressus Slavonicus in honorem Ss. Cyrill! et Methodii.

Die heute nach bedeutenden Gebietseinschränkungen klein gewordene Erzdiözese bemüht sich, ihrer ruhmvollen Geschichte bewußt und ihrer kirchlichen Mission treu zu bleiben.

Trotz eigenem Priestermangel hat sie Priester und Laien in Missions- und entwicklungsbedürftige Gebiete (Afrika, Korea, Südamerika) entsendet. Man hat vor einigen Jahren vom horrenden Priestermangel in unserer Diözese gesprochen und in Zeitungen geschrieben; der Anlaß war die Tatsache, daß zwei chinesische Priester in der Seelsorge angestellt wurden. Der Grund dieser Anstellung war aber nicht so sehr die Priesternot, als vielmehr der Wunsch der chinesischen Geistlichen, die deutsche Sprache zu erlernen. Tatsächlich hat bis zur Stunde noch jede Pfarrei ihren eigenen Seelsorger; was uns fehlt, sind vor allem Hilfspriester, so daß wir genötigt sind, verhältnismäßig viele Laienkatecheten und -katechetinnen mit der Erteilung des Religionsunterrichtes zu betrauen. Freilich ist ein großer Teil des Seelsorgeklerus überaltert und brauchte die Hilfe jüngerer Mitbrüder. Auch die notwendige Errichtung neuer Seelsorgestellen läßt die Priesternot immer drückender werden. Darum ist die Hebung des Priesternachwuchses augenblicklich die größte Sorge des Bischofs. Glücklicherweise stehen dafür die Aussichten günstig, da unser Knabenseminar Borromäum gut besetzt ist, so daß, auch mit Rücksicht auf das neue Schulgesetz, eine Erweiterung der Anstalt geplant wird.

In seiner Arbeit findet der Seelsorgeklerus an der Katholischen Aktion einen tüchtigen Helfer. Es war möglich, ihr im Diözesanhaus St. Andreas ein Zentrum zu geben. Nun ist es unsere Aufgabe, das Laienapostolat intensiv wie extensiv weiter auszubauen, wozu neben den schon bestehenden Bildungshäuserri in Goldegg, St. Margarethen im Lungau, Stuhlfelden und am Tauern auch das demnächst zu eröffnende Haus in der Stadt Salzburg von großer Bedeutung ist und zu großen Hoffnungen berechtigt.

Erfreulicherweise ist auch das katholische Bildungswerk unermüdlich tätig und bemüht sich erfolgreich, den Radius seiner Wirksamkeit immer weiter zu erstrecken.

Der Arbeitsplan für die Seelsorge und die Katholische Aktion wurde auf den Diözesansynoden 1937, 1948 und 1958 aufgestellt. Die letzte Synode beschäftigte sich fast ausschließlich mit der Verkündung des Wortes Gottes innerhalb und außerhalb Kirche und Schule. Den damals ergangenen Richtlinien kommt bei der Einführung des neuen Katechismus eine besondere Bedeutung zu. Nach Diözesanstatut findet in allen Pfarreien nach einem zehnjährigen Turnus die Volksmission statt und ist die Exerzitienbewegung in vollem Gang. Als besonderer Segen für die Diözese ist die nun seit 15 Jahren eingeführte Ewige Anbetung zu werten. Als stark besuchtem Reiseland ist der Erzdiözese die Seelsorge der vielen Gäste und Touristen aufgetragen, eine Aufgabe, die infolge des Priestermangels noch nicht zufriedenstellend gelöst werden konnte. Leider waren auch allen bisherigen Bemühungen, Fremde in nicht entsprechender Kleidung von der Besichtigung der Gotteshäuser abzuhalten, nur geringer Erfolg beschieden, und sie müssen daher, mit Rücksicht auf die Heiligkeit unserer Kirchen, unermüdlich fortgesetzt werden.

Daß besonders in der „singenden und klingenden“ Bischofsstadt die Kirchenmusik besonders gepflegt wird — der Domkapellmeister vollendet Ende Februar sein 70. Lebensjahr —, ist bekannt. Von der neu errichteten kirchenmusikalischen Abteilung an der Akademie Mozarteum dürfen wir einen Auftrieb des Kirchengesanges in Stadt und Land erwarten.

Der kirchlichen Kunst dienen die regelmäßig abgehaltene Biennale für moderne christliche Kunst wie auch die verschiedenen Ausstellungen in den Domoratorien, wie eine solche auch wieder anläßlich des Congressus Slavonicus im Sommer dieses Jahres geplant ist.

Die augenblickliche Hauptsorge der Diözesan-caritas ist neben der Durchführung der verschiedenen Hilfsaktionen und Führung der einzelnen Caritasheime die Vollendung des Kinderdorfes St. Anton bei Bruck an der Glocknerstraße für entwicklungsbehinderte Kinder.

Die vor 1947 eingeführte Bruderschaft der christlichen Nächstenliebe ist und bleibt aktuell und bedarf ständiger Förderung und Intensivierung.

Die gegenwärtig dringendste Forderung ist der Aufbau der Seelsorge für die an der. sich entwickelnden Universität studierenden Hochschüler.

In opferbereiter Zusammenarbeit von Bund, Land. Stadt und Erzdiözese Salzburg konnte der im Krieg schwer beschädigte Dom wiederhergestellt und in glücklicher Weise renoviert werden. Diesem Beispiel ist seit Kriegsende die Mehrzahl der Gotteshäuser gefolgt, so daß die meisten Kirchen in Stadt und Land unter großen Opfern der einzelnen Gemeinden in einen würdigen Zustand versetzt wurden. Eine stattliche Anzahl von Kirchen wurde neu gebaut oder vergrößert. Es sind aber noch mehr als zwei Dutzend Gotteshäuser zu bauen beziehungsweise ist ihr Bau zu vollenden. Auch der Neu- und Umbau von Pfarrhöfen macht schöne Fortschritte; freilich bleibt auf diesem Gebiet noch viel zu tun.

Als großer Fortschritt ist zu buchen, daß dem Erzbistum wie dem Metropolitankapitel für seine 1803 erfolgte Beraubung eine bescheidene Wiedergutmachung zuteil wurde, deren Folge unter anderem ist, daß der Erzbischof und die Domkapitulare jetzt nicht mehr nur Wohnungsberechtigte in bundeseigenen Häusern sind, sondern deren Eigentümer.

Über die von mir nur flüchtig erwähnten Punkte werden die folgenden Artikel ausführlich Auskunft geben.

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