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Karl-Kraus-Kabarett

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Mit einiger Skepsis mußte man dem Vorhaben Helmut Qualtingers entgegensehen, Szenen aus Karl Kraus' gewaltiger Tragödie „Die letzten Tage der Menschheit“ zu lesen. Um es kurz zu sagen: das Vorhaben mißglückte, mußte mißglücken, da das Drama einfach aus einzelnen, aus dem Zusammenhang gerissenen Szenen nicht zu verstehen ist. Überdies hatte der Interpret mit sicherer Hand jene Abschnitte ausgesucht, die zwar wenig Karl Kraus, dafür aber Möglichkeit für besonders viel Qualtinger bieten. Das Publikum jubelte über das perfekte Ein-Mann-Kabarett, das ihm vorgesetzt wurde, schien sich aber sonst kaum jemals mit Karl Kraus' bitterernstem Drama auseinandergesetzt zu haben. So gründlich mißverstanden und belacht ist Karl Kraus wohl zu Lebzeiten nie worden. Wer „Die letzten Tage der Menschheit“ noch nicht kannte, anscheinend der größte Teil des Publikums, wird sie jetzt wahrscheinlich den fröhlichen Militärschwänken Roda Rodas gleichsetzen, woran auch die ausgezeichnete Einleitung des treuen Kraus-Freundes Heinrich Fischer nichts ändern konnte.

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