Dieser FURCHE-Text wurde automatisiert gescannt und aufbereitet. Der Inhalt ist von uns digital noch nicht redigiert. Verzeihen Sie etwaige Fehler - wir arbeiten daran.
Scharfer Kampf um Jerusalem — die Versöhnung wird schwieriger
Als nach dem Sechstagekrieg (1967) das arabische Jerusalem, das bis zum Krieg in jordanischer Hand war, miterobert wurde, nahm das Trauma einer geteilten Stadt sein Ende. Doch im Gegensatz zum geteilten Berlin handelte es sich hier um zwei verschiedene Völker - die Palästinenser und die Israelis - welche sich nun in einer vereinten Stadt zusammentun sollten. Der damals neugewählte Bürgermeister Teddy Kollek schwärmte von einer jüdisch-arabischen Idylle, in der die Feinde von gestern die Freunde von heute wer-
den sollten. Es war aber ein Traum, der nicht in Erfüllung ging.
Im Gegensatz zu den besetzten Gebieten, die die damalige Regierung für das Pfand des Friedens mit den Arabern benützen wollte, sollte das vereinte Jerusalem an erster Stelle die Hauptstadt Israels und die des jüdischen Volkes werden. Um ein jüdisches Jerusalem zu sichern, wurden rings um die Stadt neue Wohnviertel errichtet, die unter anderem auch die neuen Einwohner in der alt-neuen Hauptstadt aufnehmen sollten. Das Verhältnis zwischen Juden und Arabern belief sich damals auf 1:2, das heißt ein Drittel die Araber, zwei Drittel die Juden.
Dieses Verhältnis hat sich bis heute nicht geändert, denn nicht nur Juden, sondern auch Araber strömten nach Jerusalem, in der Hoffnung, sich hier wirtschaftlich besser einordnen zu können.
Als 1977 die rechtskonservative Likud-Partei ans Ruder kam, änderte sich auch ihre Politik in Jerusalem. Die jüdischen Siedlungen sollten sich auch auf arabische Wohngebiete erstrecken, um so den Drang zur Erweiterung der arabischen Wohngebiete einzudämmen. So wurde seinerzeit arabischer Grund konfisziert, um darauf neue jüdische Siedlungen zu errichten. Inzwischen passierten zwei Dinge: Der
Bau einer neuen Siedlung Har Cho-ma und weitere Bodenkonfiszierungen erregten die arabischen Gemüter. Sie sehen darin einen Versuch der Regierung, in Jerusalem neue Tatsachen zu schaffen, bevor noch in der Endphase des Friedensprozesses die Verhandlungen über Jerusalem beginnen sollen. Die linke Koalitionspartei Merez protestierte gegen die neuen Konfiskationen.
Um die Gemüter im Kabinett zu beruhigen, versprach Ministerpräsident Jizchak Rabin, demnächst auch Pläne zum Bau neuer arabischer Viertel vozulegen. Die Konfiskationspläne bestanden schon in der Zeit des früheren Bürgermeisters
Kollek; doch dieser, Mitglied der Arbeiterpartei, versuchte, diese Pläne so weit wie möglich aufs Eis zu legen, um die Eintracht in der Stadt zu wahren. Sein Amtsnachfolger Ehud Olmert, führendes Mitglied von Likud, kümmert sich weniger darum; er will an erster Stelle mehr Juden in Jerusalem haben und versucht dies mit Hilfe der Baupläne zu verwirklichen.
Inzwischen ist die Verbitterung innerhalb der palästinensischen Bevölkerung groß. Auch die Gegensätze zwischen Juden und Arabern werden immer größer - und von einer Versöhnung kann noch lange nicht • die Rede sein.
Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.
In Kürze startet hier der FURCHE-Navigator.
Steigen Sie ein in die Diskurse der Vergangenheit und entdecken Sie das Wesentliche für die Gegenwart. Zu jedem Artikel finden Sie weitere Beiträge, die den Blickwinkel inhaltlich erweitern und historisch vertiefen. Dafür digitalisieren wir die FURCHE zurück bis zum Gründungsjahr 1945 - wir beginnen mit dem gesamten Content der letzten 20 Jahre Entdecken Sie hier in Kürze Texte von FURCHE-Autorinnen und -Autoren wie Friedrich Heer, Thomas Bernhard, Hilde Spiel, Kardinal König, Hubert Feichtlbauer, Elfriede Jelinek oder Josef Hader!