Causa Kurz: Die Folgeschäden des VP-Führerprinzips

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„ÖVP, was nun?“ hat sich Erhard Busek in der FURCHE gefragt. Warum seine Analyse zu kurz greift – und inwiefern die Politik von Sebastian Kurz dem Land geschadet hat. Ein Gastkommentar.

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„ÖVP, was nun?“ hat sich Erhard Busek in der FURCHE gefragt. Warum seine Analyse zu kurz greift – und inwiefern die Politik von Sebastian Kurz dem Land geschadet hat. Ein Gastkommentar.

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Erhard Busek rät der ÖVP, „das Geschehene zu bewältigen“ – und nennt wesentliche Punkte, wie seine Partei nach den Kurz-Jahren wieder zukunftsfähig werden soll. Ich habe Busek als außerordentlich gebildeten und wohl scharfsinnigsten Analytiker österreichischer Politik kennengelernt und schon als Student in den 1970er Jahren bewundert. Aber in dieser Analyse greift er meines Erachtens zu kurz. Es ist schon richtig, dass wir eine „politische Atmosphäre“ für die wirklichen Probleme des Lands brauchen und die „Buberlpartie verabschiedet“ gehört. Aber Sebastian Kurz und die Seinen haben ja nicht nur die ÖVP durch „Unreife“ und „Präpotenz“ verstört, sondern den politischen Dialog im Land und teils auch Institutionen beschädigt.

Gerade Busek wusste von Anfang an um die Inhaltslosigkeit von Kurz. Bei einer Veranstaltung im Herbst 2017, an der ich auch teilnahm, erzählte Busek, wie er den jungen Obmann mehrfach gefragt habe, wofür er denn stehe. Kurz hat laut Busek geantwortet: „Ich weiß, dass wir hier ein Problem haben, wir haben schon zwölf Mal eine Sitzung darüber gemacht.“ Es ist auch kein Zufall, dass im Plan der Machtübernahme des Jahres 2016, dem „Projekt Ballhausplatz“, unzählige Punkte über Finanzierung, Postenbesetzung und Beeinflussung von Journalisten geschrieben stehen, aber kaum etwas über Reformen. „Gegen das System“ müsse die ÖVP unter Kurz sein – und FPÖ-Themen spielen, aber „mit Zukunftsfokus“.

Ängstliche Landeshauptleute

Sebastian Kurz hat aus der ÖVP eine Führerbewegung gemacht – und ist gescheitert. Aus dieser inzwischen orientierungslosen ÖVP kann keine normale Partei schlüpfen. Nun können wir diese Sorge getrost jenen Landeshauptleuten überlassen, die zu ängstlich waren, Kurz zu stoppen. Aber die Methoden der Kurz-Truppe in den vier Regierungsjahren haben in vielen Bereichen Schaden hinterlassen. Das Führerprinzip sollte das Bild eines Kanzlers zeigen, umgeben von „Jüngern“, erhaben über der Politik des täglichen Streits. Das ist grandios gescheitert – aber mit Folgeschäden.

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