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Eine Woche Österreich

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• Das Kummer-Institut für Sozialpolitik und Sozialreform veranstaltete am 3. April in Wien die Katholisch-Soziale Tagung 1981, bei der der Wiener Politikwissenschaftler Univ.- Prof. Heinrich Schneider über die „Soziale Gerechtigkeit im sozialen Wandel“ sprach. In einer anschließenden Podiumsdiskussion wies Professor Norbert Leser auf das Dilemma zwischen Gleichheit und Gerechtigkeit hin. Er betonte, es sei „nicht nur praktisch unmöglich, sondern auch theoretisch falsch, den Gleichheitsgedanken unbesehen auf alle Bereiche und auf alle Lebensverhältnisse anzuwenden und auszudehnen“. Zuviel Gleichheit führe zu neuer Ungerechtigkeit. Ebenfalls am 3. April wurde Senatspräsident Werner Hinterauer (Verwaltungsgerichtshof) zum Obmann des Institutes als Nachfolger für den Ende September 1980 plötzlich verstorbenen Anton Burkhardt gewählt.

• In der Budget- und Steuerpolitik herrscht derzeit eigentlich nur noch Verwirrung: Bundeskanzler Bruno Kreisky kündigte nach dem Ministerrat am 31. März ein rigoroses Sparprogramm an, in dessen Rahmen auch der Bau des Wiener Internationalen Konferenzzentrums verschoben werden soll. Wie ist das Unmögliche plötzlich möglich geworden? Noch am 11. März hat der Kanzler mit der allergrößten Selbstverständlichkeit festgestellt, daß die Regierung bisher schon „ein Maximum an Sparsamkeit an den Tag gelegt“ habe. Und wörtlich: „Wir haben alles getan, um mit den uns anvertrauten Mitteln sparsam umzugehen.“ Auch seine Meinung zur Steuersenkung revidierte Kreisky gänzlich. Sprach er sich am 11. März für Jänner 1982 aus, „weil es nicht besser wird“, möchte er jetzt, wie er auch in der TV-Pressestunde am 5. April betonte, „einen anderen Zeitpunkt für die Steuerreform wählen“. Dem widersprach SPÖ-Klubobmann Heinz Fischer bereits am Folgetag: Er sei gegen eine Verschiebung, weil sie nur ein Kraftakt wäre - und in einem halben Jahr oder Jahr stehe man erst recht wieder vor dem gleichen Problem. Eigentlich sollten sich die Vertreter der Regierungspartei jetzt einmal absprechen, was sie wollen.

• Der AKH-Ausschuß zog am 3. April nach 39 Sitzungen und 104 Zeugeneinvernahmen Zwischenbilanz: Während die SPÖ resümiert, daß die bisherigen Untersuchungen keinerlei Anzeichen der Parteienfinanzierung aus AKH-Geldern ergeben hätten, äußerte die ÖVP im Zusammenhang mit der Inseratenkampagne „Geschichten vom Dr. Kreisky“(FURCHE 13/81) einen neuerlichen Verdacht. Uneinig sind sich die Parteien auch über eine eventuelle Fristverlängerung für den Ausschuß: Die ÖVP ist der Ansicht, daß der Ausschuß erst einen Teil des Untersuchungsauftrages erfüllt habe und daher bis Jahresende verlängert werden müsse, die SPÖ kann sich „höchstens“ eine Verlängerung um vier Wochen vorstellen. Einig sind sich die Großparteien allerdings darin, daß künftig die Arbeitsweise von Untersuchungsausschüssen geändert werden soll: etwa in Form von öffentlichen Anhörungen.

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