Den Haags Gerichtshöfe: Internationales Recht und die Rolle Israels
Der ambivalente Zustand des internationalen Rechts zeigt sich aktuell in den Gerichtshöfen in Den Haag. Dort prallen hehre Ideen unverblümt auf die Realität. Warum Israel hier eine unrühmliche Rolle einnimmt.
Der ambivalente Zustand des internationalen Rechts zeigt sich aktuell in den Gerichtshöfen in Den Haag. Dort prallen hehre Ideen unverblümt auf die Realität. Warum Israel hier eine unrühmliche Rolle einnimmt.
Jeder Krieg hat seine Geografie. Bestimmte Ortsnamen rücken dabei in den Fokus der Weltöffentlichkeit: bei der Auseinandersetzung zwischen Israel und der Hamas waren das etwa Deir al-Balah, Khan Younes, derzeit Rafah an der ägyptischen Grenze, zuvor Kibbuzim im Süden Israels wie Be’eri oder Kfar Aza.
Die niederländische Stadt Den Haag hat in dieser Reihe eigentlich nichts zu suchen. Dennoch war sie in den ersten Wochen des Jahres 2024 ein zentraler Ort, was die Bildformung dieses Kriegs betrifft – und des Konflikts, der ihm zugrunde liegt. Gänzlich überraschend ist das nicht, denn die „Stadt von Frieden und Recht“ beherbergt neben anderen Institutionen sowohl den Internationalen Gerichtshof (IGH) der Vereinten Nationen als auch den Internationalen Strafgerichtshof (IStGH). Am ersten, 1945 als Teil der UN-Charta ins Leben gerufen, tragen Länder juristische Konflikte aus. Der zweite verfolgt seit inzwischen 20 Jahren Angeklagte, denen Verstöße gegen das Römische Statut vorgeworfen werden: Völkermord, Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Kriegsverbrechen und Angriffskrieg.
Nahost als Projektionsfläche
Damit stand Den Haag, wo auch die Tribunale für Ruanda und Ex-Jugoslawien angesiedelt waren, im Laufe der Jahre oft im internationalen Fokus. Kaum je aber nahm die Aufmerksamkeit Formen an wie in diesem Winter. Fraglos liegt das am enormen symbolischen Potential und der Projektionsfläche, die der Nahost-Konflikt bietet, mit dem sich beide Gerichtshöfe derzeit beschäftigen. Nicht alle Untersuchungen oder Prozesse haben dabei direkt mit dem aktuellen Krieg zu tun. Nicht zuletzt, weil vor Gericht wie auch in der Außenwahrnehmung einiges durcheinanderläuft, kann dieser Eindruck freilich entstehen.
Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.
In Kürze startet hier der FURCHE-Navigator.
Steigen Sie ein in die Diskurse der Vergangenheit und entdecken Sie das Wesentliche für die Gegenwart. Zu jedem Artikel finden Sie weitere Beiträge, die den Blickwinkel inhaltlich erweitern und historisch vertiefen. Dafür digitalisieren wir die FURCHE zurück bis zum Gründungsjahr 1945 - wir beginnen mit dem gesamten Content der letzten 20 Jahre Entdecken Sie hier in Kürze Texte von FURCHE-Autorinnen und -Autoren wie Friedrich Heer, Thomas Bernhard, Hilde Spiel, Kardinal König, Hubert Feichtlbauer, Elfriede Jelinek oder Josef Hader!