Rathausmann - © Illustration: Rainer Messerklinger

Wiener Bürgermeister: Die Nr. 1 vom Rathaus

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Wien hat gewählt – Anlass für einen Blick auf alle Frauen und Männer im Bürgermeisteramt, das mit Abstand das höchste Vertrauen aller politischen Ebenen in der Bevölkerung genießt.

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Wien hat gewählt – Anlass für einen Blick auf alle Frauen und Männer im Bürgermeisteramt, das mit Abstand das höchste Vertrauen aller politischen Ebenen in der Bevölkerung genießt.

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Von Helmut Zilk, dem Vor-Vorgänger des im Amt bestätigten Wiener Bürgermeisters Michael Ludwig, wird erzählt, dass er sich in einer Kombination seiner Berufserfahrungen als Lehrer, TV-Zampano und Ombudsmann am liebsten um alles selbst kümmerte: Egal ob Fiaker-Montur, Plakatwildwuchs, das Orange der Müllabfuhr oder das Hundstrümmerl-Drama – es zilkte aus allen Ecken und Enden der Wiener Stadt.

Der Herr Bürgermeister verscheuchte genauso jene Taxler, die sich ein von ihm initiiertes Fahrverbot zu missachten trauten, wie er Passanten ermahnte, ihren Abfall nicht wegzuwerfen, wie er persönlich die beste Verankerung für Verkehrstafeln aussuchte, „damit die Stangeln grad stehen bleiben“. Der Bürgermeister als erster Hausmeister seiner Stadt, der erste Mann im Rathaus als letzte Instanz für alle Bürgerbelange, als Kümmerer um alles und jedes – zeichnet das erfolgreiche, gewählte und wieder- gewählte Bürgermeister aus?

Geduld und viele Gespräche

„Wichtig ist, dass man die Menschen kennt und schätzt, die in der Metropole leben und arbeiten, deren Bürgermeister man ist“, antwortet der Regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller, auf diese FURCHE-Frage. Nicht ohne hinzuzufügen, dass sich ein in der Wolle der jeweiligen Stadt gefärbter Bürgermeister dabei leichter tut: „Ich bin in Berlin geboren und aufgewachsen, das hilft mir dabei.“ Müller ist seit 2014 SPD-Bürgermeister der deutschen Hauptstadt. Bevor er ins „Rote Rathaus“ einzog, arbeitete er als Drucker im Familienbetrieb in Neu-Tempelhof. Eine Parallele zum Wiener Bürgermeister und österreichischen Bundespräsidenten Franz Jonas, der ebenfalls als Schriftsetzer arbeitete, denen man bekanntlich Genauigkeit, Beharrlichkeit und den Blick auf das Detail wie das Ganze nachsagt. Fähigkeiten, die auch bei Politik-Setzern gefragt sind. Müller: „Bei allem, was man als Regierender Bürgermeister tut, muss man die Perspektive der Betroffenen im Blick haben und versuchen, den bestmöglichen Interessenausgleich herbeizuführen. Da
braucht man Geduld, und man muss viele Gespräche führen.“

Gefragt nach der wichtigsten Eigenschaft von Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern, antwortet der Generalsekretär des Österreichischen Städtebunds, Thomas Weninger: „Da gilt der alte Spruch von Bundeskanzler Bruno Kreisky – ‚Man muss die Menschen mö
gen“. Gerade in der Kommunalpolitik ist das entscheidend. Die Bürgermeister sind die erste Ansprechperson für alle möglichen Anliegen, auch wenn sie nicht dafür zuständig sind. Es heißt nicht umsonst: ‚Die Leutʼ wollen Leitʼ!‘“

Ein Befund, den Maria-Luise Mathiaschitz, SP-Bürgermeisterin von Klagenfurt und einzige Frau unter den Bürgermeistern der Landeshauptstädte, bestätigt: „Das Herzstück der Kommunalpolitik ist der Kontakt zu den Bürgerinnen und Bürgern, und dieser findet zu einem großen Teil außerhalb der ‚Amtsstunden‘ statt.“ Für Mathiaschitz ist es „daher in dieser Funktion auch wichtig, die Familie einzubinden“. Und nachgefragt, wie sich ihre Arbeitszeit verteilt, rechnet sie vor, dass sie rund zwei Drittel im Rathaus und ein Drittel bei Auswärtsterminen ist. Passend zu Klagenfurt am Wörthersee vergleicht die frühere Umweltärztin ihr Amt „mit der Steuerfrau eines Ruder-Achters – als Bürgermeisterin ist man für den Kurs verantwortlich, doch ohne ein motiviertes Team ist das Erreichen des Ziels nicht möglich“.

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