Kampf im Hirn - © Foto: iStock / Getty Images Plus / ArtemisDiana

Kognitive Dissonanz: Was tun, wenn das Weltbild wackelt?

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Wird die eigene Meinung bedroht, entsteht kognitive Dissonanz. Politische „Zündler“ spielen damit ihr destruktives Spiel. Konstruktive Kräfte hingegen sollten darin eine Chance sehen. Reflexionen zum Superwahljahr 2024.

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Wird die eigene Meinung bedroht, entsteht kognitive Dissonanz. Politische „Zündler“ spielen damit ihr destruktives Spiel. Konstruktive Kräfte hingegen sollten darin eine Chance sehen. Reflexionen zum Superwahljahr 2024.

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Menschen fühlen sich sichtlich wohl, wenn die Welt sich so darstellt, wie sie es vermuten; wenn ihre Freunde ähnlich „ticken“ wie sie und man in der Gruppe zu den wesentlichen Fragen der eigenen Befindlichkeit oder der allgemeinen Weltlage einer Meinung ist. Von diesen offenkundig „richtigen“ Überzeugungen, aber auch einer konstruierten Realität möchte man sich auch nicht mehr trennen.

Unerwartet passiert dann das Malheur: Man wird mit Fakten, abweichenden oder sogar gegensätzlichen Meinungen konfrontiert – Tatsachen, die den eigenen Wahrnehmungen völlig zuwiderlaufen! Diese „Unstimmigkeiten“ wollen natürlich schnell gelöst und in eine „Konsonanz“ übergeführt werden. Dabei stellt man in der Folge nicht etwa die eigenen Ansichten infrage, sondern sucht, ohne zu zögern, den Fehler bei den scheinbar irrigen, absurden und völlig abwegigen Anschauungen des beziehungsweise der anderen.

Schwadronieren gegen Andersdenkende

Der eher nüchterne Fachterminus für diese Erfahrung lautet „kognitive Dissonanz“: Unvereinbare mentale Ereignisse erzeugen Konflikte, die möglichst rasch überwunden werden wollen. Schon eine Fabel von Äsop demonstriert das Dilemma vorzüglich: Ein Fuchs kann die über ihm hängenden, verheißungsvoll prallen Trauben nicht erreichen. Jeder Versuch scheitert. Anstatt sich über den entgangenen Genuss zu ärgern, redet er schließlich die Trauben schlecht: Indem sie ihm gar sauer erscheinen, sind sie es nicht mehr wert, gepflückt beziehungsweise geerntet zu werden. Seine Erfolglosigkeit steht damit nicht mehr zur Disposition.

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