Gottesanbeterin - © Fotos: NÖ Museum Betriebs GmbH, Daniel Hinterramskogler

Tierkommunikation: Liebesg’schichten & Paarungssachen

19451960198020002020

Die Kommunikation im Tierreich treibt die buntesten und abenteuerlichsten Formen hervor – insbesondere wenn es um die Fortpflanzung geht. Ein sinnlicher Rundgang durch die Sonderausstellung „Heraus mit der Sprache“ im Museum Niederösterreich.

19451960198020002020

Die Kommunikation im Tierreich treibt die buntesten und abenteuerlichsten Formen hervor – insbesondere wenn es um die Fortpflanzung geht. Ein sinnlicher Rundgang durch die Sonderausstellung „Heraus mit der Sprache“ im Museum Niederösterreich.

Werbung
Werbung
Werbung

Wenn die Glühwürmchen im Wald wie magische Punkte leuchten, ist das ein doppeldeutiges Zeichen: Die Weibchen sitzen am Boden und locken mit ihrem erotischen Schimmer die Männchen an. Bei den Kleinen Glühwürmchen können diese ebenfalls leuchten. Sanft schwebend nähern sie sich ihren Partnerinnen. Menschen wiederum, die dieses Spektakel im nächtlichen Dunkel beobachten, können sich sicher sein: Sie befinden sich gerade an einem Ort der intakten Natur. Denn Glühwürmchen sind ein Indikator für ein gesundes Ökosystem. „Interessierte Bürger können an einer Blinkkarte für Österreich mitarbeiten und Sichtungen von Glühwürmchen einmelden“, sagt Ronald Lintner, Kurator der Ausstellung „Heraus mit der Sprache“. Dort wird den Leuchtkünstlern unter den Tieren gebührender Platz eingeräumt: in einem Gang, wo das Phänomen der Bio­lumineszenz erklärt wird, sowie im „Sinnesraum“, wo die Leuchtzellen der Glühwürmchen detailgetreu im Modellbau zu sehen sind.

Am Eingang der Ausstellung wirft ein präparierter Waldrapp seinen Kopf in den Nacken und begrüßt die Besucher(innen) mit einem herzlichen „Chrup!“. Man kann das als „Grüß Gott“ verstehen, denn Biologen beschreiben den Vogel als ausgesprochen höflich. Im Haus für Natur in St. Pölten werden die vielfältigen Kommunikationsformen von Flora und Fauna beleuchtet. Und die sind jenen des Menschen frappant ähnlich, zumindest wenn man sich an eine zentrale Erkenntnis von Paul Watzlawick hält: „Man kann nicht nicht kommunizieren.“

Balzen und Posieren

Wobei hier gleich zu fragen wäre, ob nicht jene Lebewesen die fortschrittlichste Kommunikation entwickelt haben, denen man es am wenigsten zutrauen würde: die Pflanzen, genauer gesagt die Bäume, die unterirdisch riesige Netzwerke mithilfe von Pilzen ausbilden. Informationen können in diesem „Wood Wide Web“ über weite Strecken ausgetauscht werden – ähnlich wie im Internet, das die Kommunikationskultur des Menschen auf eine neue Stufe gehoben hat. Wenn ein Baum zum Beispiel von einem Insekt angegriffen wird, schreit er in seiner eigenen Sprache: Er produziert eine chemische Substanz, um sich für den Angriff zu wappnen. Solche Botenstoffe können über das Waldnetzwerk von einer Pflanze zur anderen durchsickern. Es ist, als ob eine Warnung weitergeleitet wird.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung