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Einem bekannten Kolumnisten, dessen heiße Liebe zur Politik der USA mittlerweile deutlich abgekühlt ist, verdanke ich klimatisches Insiderwissen: Die vier Akteure des großen Nahost-Friedenstreffens im jordanischen Akaba sahen in der prallen Wüstensonne nur deshalb so adrett aus der Wäsche, weil die US-Regie jeden in eine kalte Luftsäule gestellt hatte.

Das amerikanische Jahrhundert, das nun angeblich angebrochen ist, müsste eigentlich den Triumph der Klimaanlage bedeuten. In Österreich lässt der auf sich warten, obwohl die globale Erwärmung (bei der wir den USA nach Kräften helfen) uns immer längere und heißere Sommer beschert. Da gibt es zum Beispiel den Wiener "Ulf", die supermoderne Niedrigflurstraßenbahn im Porschedesign: Die Waggons sind nicht klimatisiert. Da sie außerdem nur über lächerlich kleine Kippfenster verfügen, wird die Fahrt bei hochsommerlichen Temperaturen zur Tortur. Offenbar hat man bei den "Wiener Linien" auch die neuen U-Bahn-Wagen an einem froststarrenden Jännertag bestellt: Die Lüftung im Prototyp wirkt schwächlich, die Serienproduktion soll mit Klimaanlage ausgestattet sein. Liebe Wiener Linien, schaut nach Amerika, wenn ihr mit dem Privatverkehr konkurrieren wollt! In New York haben auch altmodische Subway-Züge und Busse air condition. Die muss dann freilich auch funktionieren - nicht wie in den neuen ÖBB-2.Klasse-Wagen, wo man wegen eines "Produktionsfehlers" schon bei Frühlingswetter in der Klimafalle sitzt.

Die Hitzeferien hat man abgeschafft, die Arbeitsplätze aber nicht klimatisiert. Schon ab 25° bauen wir bekanntlich ab. Das Klima beeinflusst die Lebenskultur - und die Kultur: Die grassierenden Sommerfestivals zwingen Theater- und Konzertmacher zum Nachrüsten. Für Geld will man nur in der Sauna schwitzen.

Die Autorin ist Germanistin und Literaturkritikerin in Wien.

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