Der britische Maikönig von Salzburg

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Das Landestheater zeigt eine geglückte inszenierung von Benjamin Brittens Kammeroper "Albert Herring"

Loxford sucht die Maikönigin. Das soll die tugendhafteste Jungfrau des Dorfes werden. Lady Billow ist als hauptamtliche Anstandshüterin empört über den Verfall der Sitten. Und da keine der jungen Damen des Ortes für würdig befunden wird, kommt man auf die Idee, einen Maikönig zu wählen, den man schnell in dem offensichtlich etwas unbedarften Sohn Albert der örtlichen Gemüsehändlerin gefunden hat.

Den Scherz nach einer Anekdote in Guy de Maupassants Kurzgeschichte Le Rosier de Madame Husson, von Eric Grozier in ein Libretto gegossen, hat Benjamin Britten als Komische Oper und von der Orchesterbesetzung her mit zwölf Instrumenten als Kammeroper mit dem Titel Albert Herring vertont und 1947 in Glyndebourne uraufgeführt.

Und siehe da: das Salzburger Landestheater bringt eine rundherum nicht nur zufriedenstellende, sondern wirklich gute Operninszenierung auf die Bühne - in englischer Sprache, mit ein paar britischen Gästen und dem Chef des Mozarteum-Orchesters, Ivor Bolton, am Pult. Stephen Medcalf führt Regie, eine wohltuend klassische (nicht verstaubte) Inszenierung, die dank dem Ensemble in jeder Kleinigkeit auch am Rand stimmt und an Brittens The Turn of the Screw anschließt, ebenfalls eine Vorzeige-Oper während der Intendanz Peter Dolders, der nach Ablauf seines Vertrags in zwei Jahren nicht mehr verlängert.

James Edward gelingt es, in der Metamorphose vom ödipalen Muttersöhnchen Albert zum selbstbewussten jungen Mann auch stimmlich den Evolutionssprung zu zeigen. Yvonne Kenny als Tugendwächterin Lady Billows und Susan Gorton als ihre Haushälterin und Zuträgerin Florence Pike tragen die Qualität des Anfangs bis zum Ende durch; eine köstliche Anekdote die Probe der Lehrerin (Hege Gustava Tjönn) mit ihrem kleinen Chor.

Das Premierenpublikum hat sich bei dieser Parodie auf das alltägliche Leben gut unterhalten. Der Gegensatz von Scheinmoral und wirklichem Leben ist eben ein dankbarer Bühnenstoff. Die Oper bleibt noch bis zum 14. Juni auf dem Spielplan.

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