Ein "phantastisches Ballett"

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Seit der Premiere am 14. März 2009 tanzt und spielt die Compagnie vor jeweils ausverkauftem Großem Haus, was als Zeichen für das wachsende Interesse an zeitgenössischem Tanztheater angesehen werden darf. Jochen Ulrich, international renommiert, ist seit der Spielzeit 2006/07 Ballettdirektor am Linzer Landestheater und hat den Stil seiner Compagnie geprägt: kraftvoll und virtuos definiert und doch dank vollendeter Technik von scheinbarer Schwerelosigkeit.

Tschaikowskys "Dornröschen" beruht nicht auf dem Grimm'schen Märchen, sondern auf jenem von Charles Perrault, "La belle au bois dormant" (1696), nach dem Iwan Wsewoloschsky das Libretto schrieb. Ulrich hat sich für seine Choreografie, bezeichnet als "Phantastisches Ballett in einem Prolog und zwei Akten", davon inspirieren lassen, hat es aber mit Motiven aus den Märchen der Brüder Grimm, aus dem "Pentamerone" (Ausgabe 1674) von Giambattista Basile und "Perceforest" - erstmals begegnen wir dem Märchen vom Dornröschen um 1330 im französischen Epos "Le Roman de Perceforest" - angereichert. Das Bühnenbild (Stephan Mannteuffel) entspricht in seiner phantasievollen Gestaltung, die fast bis zum Schnürboden reicht, mit Hilfe von durchscheinenden Vorhängen verschiedene Räume schafft und auch dank der Drehbühne Veränderungen ermöglicht, dem phantastischen Geschehen. Vom Bühnenbildner stammen auch die zauberhaften Kostüme, die aus den Figuren märchenhafte Wesen machen.

Aurora: böse Feen und bittere Enttäuschung

Die Handlungsstränge des Balletts seien kurz skizziert: Im Prolog kommt das vom Königspaar (Fabrice Jucquois und Anna Sterbová) sehnlichst erwartete Kind zur Welt, ein Mädchen, dem sie den Namen Aurora geben. Die wohlmeinenden Feen eilen freudig herbei, doch auch Carabosse, die böse Fee der Lüste, taucht auf, verflucht Aurora und prophezeit deren frühen Tod. Martin Dvorák verkörpert diese Figur mit unterschwelliger Dämonie, die später offenkundig wird. Carabosse lockt Aurora von ihrer Geburtstagsfeier weg und bemächtigt sich ihrer. Die gute Fliederfee (Irene Bauer) hatte, wie wir wissen, den Fluch der Carabosse nicht ungeschehen machen, nur mildern können, und lässt nun schnell Aurora mitsamt ihrem Hofstaat in tiefen Schlaf fallen, aus dem der Kuss eines Prinzen sie dereinst erwecken würde.

Im 2. Akt durchlebt die Prinzessin im Traum ihre Jugend mit all ihren Freuden und Enttäuschungen, wozu die Begegnungen mit den Prinzen, die gleich ihr heranwachsen, wie auch die Erfahrung erster Liebe zu Prinz Désiré (Matej Pajgert, ein wahrer Traumprinz) gehören, und nicht zuletzt der Wunsch, sich vom Elternhaus zu lösen. All das und noch viel mehr wird mit hinreißenden tänzerischen und theatralen Mitteln erzählt, begleitet von den schwelgerischen Klängen des Bruckner Orchesters Linz unter dem alternierenden Dirigat von Dennis Russell Davies und Marc Reibel. Aurora wird von der bezaubernden, schwerelos scheinenden Ilja van den Bosch getanzt. Ihr Name, wie der aller hier Genannten, stehe stellvertretend für die gesamte Compagnie. Jenen Lesern, die Ballett lieben, sei empfohlen: Linz, Kulturhauptstadt Europas 2009, ist eine Reise wert!

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