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"Mit dem Gurkenflieger in die Südsee" am Linzer Landestheater.

In Niederbayern geboren und aufgewachsen, hat der erste Thomas-Bernhard-Stipendiat des Linzer Landestheaters, Christoph Nußbaumeder, die Arbeitswelt der polnischen Gurkenpflücker unter die Lupe genommen, ist doch Niederbayern Europas größtes Anbaugebiet für Essiggurken. Daran hat er seine Beobachtungen und Erfahrungen zu einer fiktionalen Tragödie verdichtet. Nach der Uraufführung in Recklinghausen hatte die Produktion des Landestheaters in der beklemmenden Inszenierung von Bernarda Horres nun auch ihre Österreichpremiere. In knappen Sätzen, kurzen Szenen und einer Sprache, die jede Schwarz-Weiß-Zeichnung vermeidet und auch poetische Passagen kennt, beleuchtet der Autor hier die menschenunwürdige Arbeitswelt der ausgebeuteten Saisoniers. Für wenig Lohn legen sie sich Tag für Tag bäuchlings auf die von einem Traktor gezogenen Ausleger, die "Gurkenflieger" , um die Gurkerln zu ernten. Das beengte Zusammenleben ist schwierig, denn unter den Arbeitern gibt es auch geldgierige und rohe Typen. Ihre Papiere liegen beim Chef. Sie sind dem Unternehmer daher ausgeliefert und wagen nicht aufzubegehren. Nur Marlies, eine junge Frau (Ina Tempel), lässt sich nichts gefallen. Sie bezahlt ihren Stolz mit ihrer Vergewaltigung durch einen Kollegen und mit dem Tod. Allerdings, auch das lässt der junge Dramatiker anklingen, auch der Ausbeuter ist Opfer seiner Zwänge: der Konkurrenz und der globalisierten Marktwirtschaft. Sozial? Was ist das? Die von Horres zu präzise und eindringlich skandierenden Chören zusammengefassten Frauen und Männer, die nicht als Figuren individuell hervortreten, tragen zu einer unter die Haut gehenden Steigerung des dramatischen Geschehens bei.

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