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Unterrichts- und Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek trat unlängst wieder nachdrücklich für die Einführung eines verpflichtenden Ethikunterrichts ein und außerdem zum "Internationalen Frauentag" einmal mehr für Gleichstellung und Chancengleichheit: andere Länder seien Österreich "gleichstellungspolitisch" 20 Jahre voraus.

Im Falter war nun zu lesen, die Ministerin habe im Oktober im Parlament verkündet, sie hätte sich bei der Direktion des (proporzgemäß "schwarzen") Gymnasiums Mürzzuschlag jetzt -über vier Jahre nach der Ausschreibung -für die Bewerberin und gegen den Bewerber entschieden, "unabhängig von jedem Parteibuch". Dieser Ansage war ein Spruch der Gleichbehandlungskommission des Bundes vorausgegangen, die festgestellt hatte, dass die (parteilose) Bewerberin "grob unsachlich" hinter den (ÖVPnahen) Bewerber gereiht worden war, nachdem der Landesschulinspektor sie ursprünglich an die erste Stelle gesetzt hatte. Ein Happy End? Mitnichten.

Zwei Monate später erfährt die Französischprofessorin aus der Zeitung, dass der Bundespräsident ihren Konkurrenten zum Direktor ernannt hat. Das Votum der Kommission sei ja nur bei gleicher Qualifikation relevant, so aber habe HBP den besseren Kandidaten genommen, hieß es aus der Präsidentschaftskanzlei, und das hat auch die Ministerin -nicht nur in diesem Fall -einsehen müssen. Ihr Vorgänger Helmut Zilk fand einst die Parteibuchwirtschaft an den Schulen "zum Kotzen". Wenn das Staatsoberhaupt heute noch ins Ressort hineinregiert, dann spricht daraus keineswegs derselbe Ekel vor der Proporzkultur und schon gar nicht der Wunsch, bestqualifizierte Frauen zu fördern. - Die Frauenministerin darf weiterhin Sonn-und Frauentagsreden halten. Gleichberechtigung, Ehrlichkeit, Prinzipientreue, Fairness -Näheres dazu dann im Ethikunterricht.

Die Autorin ist Germanistin und Literaturkritikerin

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