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Ich weiß nicht, wie das bei Ihnen ist. Dort, wo ich von klein auf zu Ostern bin, in der Obersteiermark, gibt es am Karsamstag Abend eine Auferstehungsprozession. Das hieß immer: der Pfarrer mit der Monstranz unter dem Baldachin, die Katastralgemeinden hinter ihren schönen, alten Fahnen, Marschmusik, Pfadfinder mit Fackeln, dahinter der halbe Ort mit Kerzen, Kerzen auch in allen Fenstern, Osterfeuer ringsum, Schaulustige, kurz: ergreifende, ja erhebende Feierlichkeit. Dann kam ein neuer Pfarrer und entfernte zunächst den symbolischen Kern der Sache: das Allerheiligste samt "Himmel". Dann befand er, die Fahnen müssten, der Schonung halber, in der Kirche bleiben. Heute sind manche Fenster dunkel, die Pfadfinder bleiben daheim, viele andere auch, keiner schaut zu, und die Gendarmerie sperrt nicht einmal mehr die Hauptstraße ab.

Etwas feiern bedeutet immer, das Besondere zelebrieren. Wenn die Prozession zum Spaziergang mit Musikbegleitung verkommt, wird der Feiertag alltäglich, verliert die Kirche Terrain - im wörtlichen Sinne, auf der Straße, und im übertragenen. Wer will sich einem so traurigen Häuflein noch anschließen?

Erinnern Sie sich? Früher war der Sonntag im heimischen Fernsehen werbefrei. Gegen die Aufhebung dieser Beschränkung redeten die Bischöfe mit Engelszungen - vergeblich. Heute sendet auch Radio Stephansdom am Sonntag Werbespots. Im ORF sind die letzten reklamefreien Bastionen der Besinnlichkeit Aschermittwoch und Karfreitag (da spielt man dann "Stirb langsam II"), der Kirchensender, einst "Oase für die Seele", übt zwar auch zu Weihnachten Askese, dafür wirbt er im Advent für den "Wiener Ballkalender".

Glaubwürdiger wird die Kirche in der Koalition zum Schutz von Sonn- und Feiertag so nicht.

Die Autorin ist Germanistin und Literaturkritikerin in Wien.

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