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Strawinskys "Geschichte vom Soldaten" in Linz.

Die Zeiger der Wanduhr im schmalen Saal des "Eisenhand" des Linzer Landestheaters mit der kargen Bretterbühne stehen still. "Es gibt die Zeit nicht mehr", sagt der Vorleser (sprechtechnisch exzellent und nuancenreich: Thomas Kasten) des von Charles F. Ramuz bewusst naiv gereimten russischen Märchens, das dem Komponisten als Vorlage diente. Denn wer sich, wie der Soldat (berührend naiv: Hans Müller-Reisinger), mit dem Teufel (gefährlich dämonisch: Holger Schober) in einen Handel einlässt, der zahlt einen hohen Preis: dem "gefriert die Zeit".

In der Ästhetik dieser "gefrorenen Zeit", wie sie Strawinsky als Exilant in der Schweiz erlebt haben muss - das Stück wurde 1918 in Lausanne uraufgeführt -, setzt die Regisseurin Brigitta Gillessen zu Recht auf die in ihrer Schlichtheit zwingende Dichtung wie auf die faszinierende Wirkung der Musik. Die sieben Instrumentalisten unter Leitung von Max Renne wurden ihrer Aufgabe, die charakteristische Eigenart jedes einzelnen Instruments kenntlich zu machen, mehr als gerecht. Weniger gut gelang es, die drei Elemente des szenischen Melodrams - Lesung, Spiel, Tanz - auch nur annähernd gleich zu gewichten. Als "Tanz" führt die vom Soldaten geheilte Prinzessin in symbolischem Weiß auf einem Trapez gymnastische Übungen vor. Ungemein einfühlsam und präzise hingegen die schwierige Personenführung in dieser Form des Musiktheaters, die sich im Wesentlichen auf die Mimik der Protagonisten beschränken muss. Darin waren der Soldat und der Teufel einander ebenbürtig.

Aktuelle Bezüge zur Manipulierbarkeit des heutigen Menschen sind nicht überhörbar. Ein packender Abend.

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