"Orchesterprobe" nach Fellini auf dem Linzer Landestheater.
Nach Fellinis Film "Prova d' orchestra" (1978) hat der Komponist und Librettist Giorgio Battistelli mit an Pirandello erinnerndem Humor "Sechs musikalische Szenen vom Ende des Jahrhunderts" geschrieben. In der deutschen Übersetzung von Claus Henneberg wird das komplexe Werk als österreichische Erstaufführung am Linzer Landestheater musikalisch, gesanglich und darstellerisch überzeugend gezeigt. Der Komponist Battistelli präsentiert sich mit dissonanten chorischen und orchestralen Klangflächen, mit effektvollen Crescendi und Fortissimi, mit Anklängen an Pop-, Film- und Volksmusik - kurz: mit einem Stilmix, der auch melodramatische und starke dramatische Komponenten enthält. Nicht zuletzt, und hier meldet sich auch der Librettist Battistelli zu Wort, auch mit grotesken und witzigen szenischen wie musikalischen Einfällen.
Unter der Leitung von Jochen Hochstenbach spielt das in zeitgenössischer Musik erprobte Bruckner Orchester "im Graben", während das sängerische Ensemble in seinen Rollen als Orchestermusiker und Dirigent in der schlüssigen Inszenierung von Andrea Schwalbach auf der Bühne agieren.
Die Musiker trudeln ein, tauschen Freundlichkeiten und Bosheiten aus, doch das übliche Ritual läuft aus dem Ruder, denn eine TV-Kamera ist präsent; Interviews sollen gemacht werden. Frustrationen, Eitelkeiten, Sehnsüchte werden ausgelebt. Gewerkschaftsansprüche (Erstes Schlagzeug, Tenor: Noriyuki Sawabu) werden geltend gemacht. Der despotische Dirigent (Stephen Owen, Bariton) verliert seine Autorität. Decke und Wände stürzen ein. Ein Todesopfer ist zu beklagen: die poetische Harfenistin (Barbara Payha, Sopran). Die schockierten Musiker kommen wieder zur Vernunft, und die Probe wird fortgesetzt. Stellvertretend für das Ensemble sollen auch noch das Erste Violoncello (Daniella Böhm, Alt) und der von sich eingenommene Konzertmeister (Lars Lettner, Tenor) genannt werden. Der Chor des Landestheaters wurde von Georg Leopold einstudiert.
