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Neues Standardwerk über die antike Kunst

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Für ein Meisterwerk wie die in Sardonyx geschnittene Gemma Augustea wurde im Mittelalter so mancher Mord begangen - die Meisterwerke der Gemmen- und Kameenschneider erregten die Besitzgier zahlungskräftiger Kunstfreunde stets in besonderem Maß. Sie ist, ebenso wie eine der größten antiken Arbeiten dieser Art, die Tazza Farne-se, in Reclams Geschichte der antiken Kunst in hervorragendem Farbdruck zu bewundern.

Das wären zwei der 402 ein- und mehrfarbigen Abbildungen des im englischen Original 1993 als „Oxford History of Classical Art” in Oxford und nun auf deutsch bei Reclam herausgekommenen Werkes, das alle Voraussetzungen erfüllt, um sich ebenso wie Reclams Lexikon der Mythologie als eines der, im doppelten Sinn des Wortes, klassischen Nachschlagewerke zu etablieren. Eine dieser Voraussetzungen ist die strikt durchgehaltene Gliederung des Stoffs anhand der Werke. Dabei ist den einzelnen Kapiteln jeweils ein kurzer Abriß der betreffenden Epoche (vorklassisches Griechenland, klassische Epoche, Hellenismus, römische Republik und frühe Kaiserzeit, spätrömische Kaiserzeit, Verbreitung der griechischen und römischen Kunst) vorangestellt.

Anhand der beschriebenen und erklärten Werke erfahren wir auch eine Menge über die Funktion der Kunstwerke in der Polis, beziehungsweise Politik. Zum Beispiel, wenn von Konventionen wie jener die Rede ist, auf Statuen realistische, porträtechte Köpfe, etwa jenen eines alten Gelehrten oder eines zerquälten, in sich gekehrten Kaisers, ganz und gar nicht robusten Kaisers Claudius, mit jugendlichen, muskulösen, mitunter sinnlich attraktiven Körpern zu kombinieren. Ein heute seltsam anmutendes Verfahren, politische Propaganda und die subtileren Botschaften realistischer Porträtkunst auf einen Nenner zu bringen.

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